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Stadt (n.)
Freude (n.f.)
Augenweide, Befriedigung, Begeisterung, Beglückung, Behagen, Entzücken, Entzückung, Ergötzen, Fest, Feststimmung, fröhliche Laune, Fröhlichkeit, Frohlocken, Frohsinn, Galgenhumor, Gefallen, Genuss, Genuß, Glück, Glückseligkeit, Glücksgefühl, Hochgefühl, Hochgenuss, Hochstimmung, Humor, Jubel, Kurzweile, Lachen, Lebensfreude, Lichtblick, Lichtpunkt, Lust, Pläsier, Seligkeit, Sinnenfreude, Spaß, Triumph, Vergnügen, Vergnügtheit, Verzückung, Wohlbehagen, Wohlgefallen, Wohlgefühl, Wohlsein, Zeitvertreib, Zufriedenheit, Wonne (literary)
Freude (v.)
Ver também
Stadt- (aff.)
↘ urbanisieren, verstädtern ↗ Großstadt, Hauptstadt, Metropole, Stadt, Stadtbezirk, Stadtgebiet, Weltstadt
Stadt-... (adj.)
↘ urbanisieren, verstädtern ↗ Großstadt, Hauptstadt, Metropole, Stadt, Stadtbezirk, Stadtgebiet, Weltstadt
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⇨ (Groß-)Stadt • Groß-Stadt • Kind der Stadt • Land-Stadt-Wanderung • Mexiko-Stadt • Stadt-Land-Verhältnis • außerhalb der Stadt • fern der Stadt • kleine Stadt • neue Stadt
⇨ Freude bereiten • Freude bereitend • Freude empfinden • Freude haben • Freude machen • Freude nehmen • Freude spenden • Freude,das Freudenfest • Stolz und die Freude sein von • außer sich vor Freude • eine Freude bereiten • mit Freude • ohne Freude • von Freude bestimmt • vor Freude an die Decke springen
⇨ Gäubahn (Eutingen–Freudenstadt) • Kirchenbezirk Freudenstadt • Kreissparkasse Freudenstadt • Landkreis Freudenstadt • Landtagswahlkreis Freudenstadt • Liste der Orte im Landkreis Freudenstadt • Liste der Wappen im Landkreis Freudenstadt • Oberamt Freudenstadt • Spvgg Freudenstadt • Verkehrs-Gemeinschaft Landkreis Freudenstadt
⇨ Die Freude am Leben • Friede, Freude, Eierkuchen • Jesu, meine Freude • Kraft durch Freude • Ludwig Freude • Ode an die Freude • Ode an die Freude (Film) • Rodolfo Freude
Stadt (n.)
Stadt[ClasseHyper.]
(Kathedrale; Dom), (Bischof), (Kirchenversammlung; Konzil)[termes liés]
Territorium, Verwaltungsgebiet[Hyper.]
Stadt (n.)
assemblée dirigeant une ville (fr)[Classe]
Ortschaft; Ort; Dorf[Classe]
Stadt[Classe]
(Stadthaus; Rathaus)[termes liés]
Stadt (n.)
Territorium, Verwaltungsgebiet[Hyper.]
Kleinstadt, Stadt[Dérivé]
Stadt (n.)
Kleinstadt, Stadt[Hyper.]
Stadt (n.)
Stadt- (préf.)
relatif à la ville (fr)[Classe]
vie citadine (fr)[termes liés]
Freude (n.)
Glück[Classe]
Fröhlichkeit; Frohsinn; Heiterkeit; Gelage[Classe]
Jubel; Entzücken; Vergnügtheit; Freude; Feststimmung; Fröhlichkeit[ClasseHyper.]
plaisir de la fête (fr)[Classe]
Freude (n.)
Glück[Classe]
Wonne; Wohlbehagen; Wohlgefühl; Wohlsein; Gefallen; Vergnügen; Genuß; Freude; Spaß; Behagen[Classe]
Jubel; Entzücken; Vergnügtheit; Freude; Feststimmung; Fröhlichkeit[Classe]
qualité d'une chose qui la rend agréable (fr)[Classe]
Befriedigung; Zufriedenheit; Vergnügen; Hochgefühl; Genugtuung[Classe]
Freude (n.)
freuen, Glücklichkeit, Wohlbefinden, Wohlgefallen[Hyper.]
froh, fröhlich - glad (en) - froh - gladsome (en)[Dérivé]
Freude (n.)
Freude (n.)
Wikipedia - ver também
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Eine Stadt (von althochdt.: stat = Standort, Stelle; etymologisch eins mit Statt, Stätte; vgl. dagegen Staat) ist eine größere, zentralisierte und abgegrenzte Siedlung im Schnittpunkt größerer Verkehrswege mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur. Damit ist fast jede Stadt zugleich ein zentraler Ort.
Städte sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Idealfall einer Kulturraumverdichtung und aus Sicht der Soziologie vergleichsweise dicht und mit vielen Menschen besiedelte, fest umgrenzte Siedlungen (Gemeinden) mit vereinheitlichenden staatsrechtlichen oder kommunalrechtlichen Zügen wie eigener Markthoheit, eigener Regierung, eigenem Kult und sozial stark differenzierter Einwohnerschaft. Das Letztere unterscheidet sie von Lagern wie Arbeitslagern, Straflagern, Winterquartieren von Heeren, das Erstere zum Beispiel vom Dorf.
Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Stadt in ihren Facetten befasst ist die Urbanistik.
Je nach Größe, Bedeutung, Verbund oder Funktion einer Stadt unterscheidet man
Während etwa in Dänemark die Untergrenze der Bevölkerungszahl bei einer städtischen Siedlung bei 200 Einwohnern liegt, sind es in Deutschland und Frankreich 2.000, in Österreich 5.000, in der Schweiz, Italien, Spanien und Großbritannien 10.000 und in Japan 50.000 Einwohner. Der Begriff Stadt ist rechtlich nicht eindeutig definiert und so gibt es Gegenbeispiele: Die kleinste Stadt Deutschlands ist mit 301 Einwohnern (2007) Arnis. Es wurde 1934 zur Stadt ernannt, da die Ortsbezeichnung Flecken abgeschafft wurde. Die kleinste Stadt mit altem Stadtrecht (verliehen 1326) ist Neumark in Thüringen mit 480 Einwohnern (2007).
Mit der Planung von Städten beschäftigt sich die Stadtplanung und der Städtebau. Essenziell für das Funktionieren einer Stadt sind die Stadt- und Verkehrsplanung. Bebauungs- und Flächennutzungspläne beschäftigen sich mit der optimalen Abstimmung von privat, kommerziell und öffentlich genutzten Flächen, Gebäuden und Einrichtungen. Stadtentwicklungspläne geben die Richtung der Stadtentwicklung vor und können negative Auswirkungen gegenwärtiger Probleme und Trends wie Urbanisierung und Suburbanisierung durch geschickte Planung für die Zukunft minimieren.
Die Zahl der Städte nimmt zu, dies kann durch Neugründungen oder Verleihung des Stadttitels geschehen. Typische Gründungsphasen sind Hochmittelalter, Barock (Residenz-/Festungsstädte) und das Industriezeitalter (Wolfsburg, Eisenhüttenstadt). Um 1800 lebten nur etwa 25 % der deutschen Bevölkerung in Städten und 75 % auf dem Land, 2005 wohnt 85 % der Bevölkerung in der Stadt. Eine ähnliche Entwicklung ist in allen Industrienationen zu verzeichnen, in denen heute (2005) zwischen 61 % der Bürger, wie in Irland, und bis zu 97 %, wie in Belgien in der Stadt wohnen. Weitere Angaben: Frankreich: 77 %, Vereinigtes Königreich: 90 %, Italien: 68 %, Japan: 66 %, Österreich: 66 %, Russland: 73 %, Schweiz: 75 %, Vereinigte Staaten: 81 %.
Ausgesprochen niedrig ist der Anteil an der städtischen Bevölkerung in einigen Entwicklungsländern. Auch hierzu einige Daten (2005): Afghanistan: 23 %, Äthiopien: 16 %, Bangladesch: 25 %, Eritrea: 19 %, Kenia: 21 %, Demokratische Republik Kongo: 32 %, Laos 25 %, Niger 17 %, Ruanda 19 %, Sri Lanka 15 %, Tansania: 24 %, Uganda: 13 %, Vietnam: 28 %.
Folgende Anteile der städtische Bevölkerung in % und im Vergleich dazu folgendes Bruttonationaleinkommen (BNE) in US-$ pro Kopf waren 2004 in den Weltregionen zu verzeichnen:[1]
Weltregionen | Bevölkerung in % | BNE in US-$ |
---|---|---|
Afrika südl. der Sahara | 36 | 601 |
Naher Osten und Nordafrika | 56 | 1971 |
Südostasien | 28 | 594 |
Ostasien und Pazifik | 41 | 1416 |
Lateinamerika | 77 | 3576 |
Europa und Zentralasien | 64 | 3295 |
Unterentwickelte Welt | 27 | 333 |
Welt | 49 | 6329 |
Der Hauptgrund der Verstädterung ist der sich verändernde Anteil der Wertschöpfung in den einzelnen Wirtschaftssektoren und damit der Menschen, die dafür tätig sind im (siehe Tabelle). Dazu folgende ausgewählte Länder im Vergleich:[2]
Wirtschaftssektor | USA | Deutschland | Indien | Tansania |
---|---|---|---|---|
I. Primär: Landwirtschaft | 1,6 % | 2,3 % | 59 % | 80 % |
II. Sekundär: Industrie, Bergbau | 22 % | 30 % | 22 % | 9 % |
III. Tertiärer: Dienstleistung, Handel | 77 % | 68 % | 19 % | 11 % |
In Deutschland wohnen wesentlich mehr Einwohner in Städten als im weltweiten Durchschnitt. Die Liste der Städte in Deutschland enthält eine vollständige Auflistung aller 2063 Städte in Deutschland. 2004 lebten 25,3 Mio. Einwohner (= 30 %) in 82 Großstädten über 100.000 Einwohner. Die elf Agglomerationsräume mit mehr als einer Million Einwohnern (davon drei mit mehr als 3 Millionen Einwohner) zählen allein rund 25,6 Millionen Menschen.
In Österreich existierten im Jahr 2004 über 200 Städte, darunter fünf Großstädte einschließlich Wien, das als Agglomeration fast 2 Millionen Einwohner aufweist, sowie 72 Städte, mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu Liste der Städte in Österreich).
In der Schweiz gab es 2004 rund 230 Städte, darunter fünf Großstädte und 127 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu Liste der Städte in der Schweiz).
In Europa (bis zum Ural) befanden sich (2004) etwa 17 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern und etwa 35 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern (dazu Liste der größten Städte der EU).
Weltweit existieren (2006) über 134 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern, mehr als 62 Städte mit mehr als 3 Millionen Einwohnern und über 310 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern. Seit dem Jahr 2006 wohnt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, während 1950 noch 70 % auf dem Land lebten. Nach Prognosen der UNO wird der weltweite Anteil der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60 % steigen (siehe Liste der größten Städte der Welt). Ihre Einwohnerschaft ist oftmals ethnisch, sprachlich, sozial, kulturell, konfessionell sehr vielfältig.
Der historische Stadtbegriff, der sich in Europa aus dem mittelalterlichen Stadtrecht herleitet, hatte als wesentliche Merkmale das Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Freiheit der Stadtbürger, das Recht auf Besteuerung, der Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das Zollrecht, das Recht zur Einfriedung und Verteidigung sowie das Münzrecht.
Im heutigen deutschen Sprachraum gibt es kein Stadtrecht mehr im eigentlichen Sinne, d. h. die Selbstverwaltung in den Städten regeln staatliche Grundsätze und Ländergesetze. Bei den Gemeindeordnungen in Deutschland handelt es sich um Landesgesetze, die jeweils vom Parlament eines Bundeslandes erlassen werden. Die Gemeindeordnung ist die „Verfassung“ einer Gemeinde. Die Bezeichnung Stadt ist nur ein Titel.
Titularstadt nennt man eine Gebietskörperschaft, die formell den Titel Stadt trägt und in der Regel eine eigenständige Gemeinde ist, der jedoch mehrere Elemente einer Stadt fehlen. Titularstadt wird gelegentlich – in Nichtübereinstimmung mit der historischen Bedeutung – ein Ort genannt, der im Zuge einer kommunalen Neugliederung das Stadtrecht verloren hat. In Einzelfällen wird der Zusatz aus historischen Gründen, oder zur Differenzierung von anderen Orten, als Teil des Namens geführt.
Auch heute noch ist das Überschreiten der Mindesteinwohnerzahl in den meisten Ländern nicht automatisch mit der Erhebung zur Stadt verbunden, sondern es bedarf eines ausdrücklichen Beschlusses einer höherrangigen Gebietskörperschaft – in Deutschland und Österreich ist dies das jeweilige Bundesland. Im Bundesland Oberösterreich wird seit 2002 als einziges Kriterium eine Bevölkerungszahl von über 4.500 gefordert.
In den USA erfolgt der Erwerb von Stadtrechten über die Anerkennung einer eigenständigen Stadtverwaltung durch die nächsthöhere Verwaltungsorganisation. Eine Gemeinde gründet sich hierbei selbst und meldet die Selbstverwaltung als „Municipal Corporation“ an.
In Deutschland unterscheidet man rechtlich
In Österreich unterscheidet man zwischen Städten mit eigenem Statut (sind Gemeinden die zugleich die Aufgaben eines Bezirkes übernehmen) und sonstigen Städten (sind Gemeinden, die zu einem Bezirk gehören). Eine Stadt mit eigenem Statut ist meist auch Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Umland-Bezirks, der auch in den meisten Fällen so heißt (zum Beispiel Innsbruck Stadt und Innsbruck Land). Heute kann jede Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern ein eigenes Statut anfordern. Eine der kleinsten Städte überhaupt ist das niederösterreichische Hardegg: mit allen eingemeindeten Orten hat es 1.490 Einwohner, die eigentliche ursprüngliche Stadt jedoch nur 78. Die tatsächlich kleinste Stadt Österreichs ist Rattenberg mit 434 Einwohnern.
In der Schweiz gelten Ortschaften nur dann als Stadt, wenn sie entweder mehr als 10'000 Einwohner haben oder wenn ihnen, was selten ist, im Mittelalter das Stadtrecht verliehen wurde.
Im Vereinigten Königreich unterscheidet man zwischen City und Town. Ein Ort darf erst dann als City bezeichnet werden, wenn die Königin oder der König diese zu einer solchen ernennt. In der Regel vergibt der Monarch diesen Titel erst dann, wenn die Siedlung eine Kathedrale besitzt. Die Großstadt Stockport ist beispielsweise keine City, sondern Town, wohingegen die Stadt Sunderland eine City ist. Der Verwaltungsbezirk Greater London ist keine City, aber innerhalb dieser Gebietskörperschaft gibt es die City of London und die City of Westminster.
In Schweden ging man bei der Gemeindereform von 1971 einen anderen Weg. Die Begriffe Stadt (stad) und Minderstadt (köping) wurden aus der verwaltungstechnischen Terminologie gestrichen und durch Ortschaft (tätort) ersetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch existiert die Bezeichnung stad für größere Siedlungen aber weiterhin.
Der Begriff Siedlungsstruktur beschreibt die Struktur der menschlichen Siedlungen. Darin ist die Verteilung der Bevölkerung im Raum, die Art und Dichte der Bebauung, Nutzungen, Infrastruktur und zentrale Einrichtungen enthalten.[3]
Eine grundlegende Theorie zur Verteilung zentraler Nutzungen im Raum stammt von Walter Christaller. Anhand von Untersuchungen in Süddeutschland entwickelte er 1933 die Zentrale-Orte-Theorie. „Zentrale Orte“ besitzen einen Bedeutungsüberschuss: Sie sind Standort von Angeboten (zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten), die nicht nur von den eigenen Bewohnern sondern regelmäßig auch von Einwohnern der Nachbargemeinden genutzt werden. Christaller entwickelte ein hierarchisches System zentraler Orte mit zehn Stufen. Orte höherer Hierarchie-Stufe besitzen weitere solcher Einrichtungen: Eine Großstadt besitzt nicht nur Einkaufsmöglichkeiten sondern häufig auch eine Universität und spezialisierte Kliniken, die ein weiteres Umfeld versorgen. Das heute von der Raumordnung und Landesplanung genutzte System zentraler Orte besitzt (je nach Bundesland) vier bis fünf Stufen.[4]
Die Siedlungsstruktur wird entsprechend dem föderalen Staatsaufbau in Deutschland auf mehreren Ebenen geplant:[5]
Die Strukturen einer Stadt bestehen aus baulichen Elementen und aus Netzen. Sie müssen auf die Ausweitung und auf die Änderungen der Kapazitätsanforderungen der Stadt durch Ergänzungen, Komplettierungen oder Korrekturen angepasst werden. Lage, Bevölkerungsveränderungen, Bauwerke, Verkehrsstruktur, Netzwerke und Geschichte bestimmen und formen die Stadtentwicklung und die Eigenart der Stadt.
Die baulichen Elemente einer Stadtstruktur sind:
Die Stadt als Teil von Netzwerken:
Städte entwickelten sich, je mehr Überschüsse ihre Bewohner durch ihre Arbeit erwirtschafteten. Dies führte zu immer weiterer arbeitsteiliger Spezialisierung ihrer Bewohner und zur Herausbildung typisch städtischer Tätigkeiten, etwa des Handels und des Handwerks. Durch den Tausch der selbst angebotenen Ware oder Dienstleistung gegen die von anderen erbrachte entstand eine städtische Ökonomie, die sich in ihrer Komplexität erheblich von der ländlichen unterschied.
Die städtischen Funktionen, etwa der Handel mit anderen Regionen oder die Funktion als zentraler Ort für ein ländliches Umland, verlangen eine möglichst günstige Einbindung der Stadt in ihre Umgebung. Deshalb wurden die meisten Städte an sorgfältig ausgewählten Standorten gegründet, etwa an Kreuzungen bereits bestehender Handelsstraßen, an Flussübergängen oder an sturmgeschützten Meeresbuchten. Zur verkehrlich-wirtschaftlichen Bedeutung des Standorts kam häufig auch eine militärische, etwa um den Verkehr auf einer wichtigen Route kontrollieren zu können.
Die wichtigste Änderung städtischer Entwicklung brachte die Industrialisierung. Durch den Bau der Eisenbahnen wurde die Verkehrszentralität von Städten neu definiert. Bisher eher abseits liegende Städte, die viele Bahnlinien an sich ziehen konnten, wurden zu wichtigen Zentren, andere Städte gingen den entgegengesetzten Weg. Die industrielle Revolution stellte die jeweiligen städtischen Ökonomien auf völlig neue Grundlagen. Städte, die sich der Ansiedlung von Industrie öffneten, wuchsen aufgrund des Arbeitskräftebedarfs der Fabriken rasch an; Städte, die sich der Entwicklung verschlossen, blieben in ihrem Wachstum zurück. Die städtebauliche Entwicklung sprengte die engen Grenzen der vorindustriellen Stadt, die Einrichtung innerstädtischer Verkehrssysteme wurde erforderlich.
Dieser Prozess wurde im 20. Jahrhundert durch eine bis heute anhaltende Entwicklung abgelöst: die Suburbanisierung, die bisher kompakte Stadt verliert Potentiale an das Umland. Bedingung hierfür war das Entstehen einer breiten Mittelschicht, die Eigenheime oder Reihenhäuser außerhalb der Stadt errichtete, sowie die Massenmotorisierung und ein besseres Bahnnetz, zum Überwinden größerer Distanzen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Die weiterhin anhaltende Suburbanisierung hat ökonomische, ökologische und soziale Folgen, etwa die Zersiedelung bisher unbebauter Räume, das anhaltende Wachstum des Autoverkehrs und bedingt auch eine soziale Entmischung der Bevölkerung.
Durch eine Entwicklung der Stadterneuerung mit politisch und baulich gestärkten dezentralen oder subzentralen Stadtbezirken oder Stadtteilen wurde dem Prozess der Suburbanisierung begegnet. Die Stadt gewinnt wieder an Bevölkerung und Kraft.
Die entwicklungsgeschichtlichen Unterschiede bedingen den Unterschied in der äußeren Gestalt von Städten sowie ihrer jeweiligen sozialen und funktionalen Struktur. Seit den Anfängen städtischer Siedlungsentwicklung (Urbanisierung) vor achttausend Jahren sind vor allem baulicher Grund- und Aufriss (oder Ansicht und Stadtbild, siehe unten) der Städte durch eine fortwährende Entwicklung und Veränderung gekennzeichnet. Dabei findet das siedlungsbezogene Planungs- und Gestaltungshandeln der Menschen seinen Ausdruck in jeweils spezifischem Stadtgrundriss und Stadtbild, die allerdings zugleich auch die jeweilige technologische Machbarkeit repräsentieren.
Sehr früh entstehen nach den Himmelsrichtungen nord-süd- oder ost-west-ausgerichtete rechtwinklige Straßenraster und Stadtgrundrisse (zum Beispiel altchinesische Städte, z. T. alt-amerikanische Städte). Ebenso bilden sich kreisrunde (zum Beispiel Bagdad), aber genauso Städte mit unregelmäßigem, sich dem Gelände anpassendem Umriss (zum Beispiel alt-griechische und organisch gewachsene deutsche mittelalterliche Städte). Jericho (ab 9000 v. Chr.) war nach biblischer Überlieferung offensichtlich eine der ersten Städte mit Stadtmauer. Hingegen besaßen die Städte des alten Kreta keine Stadtbefestigung und wurden um 2000 v. Chr. Opfer einfallender Kriegerscharen der Völkerwanderungen.
Regelmäßige Straßenraster sowie unregelmäßige Straßengrundrisse in einer Stadt erfahren im Lauf der Geschichte eine Abstufung in Haupt- und Nebenstraßen sowie Trennung in Fußgänger- und fahrenden Verkehr. Weiterhin entstehen im Straßennetz zentrale Plätze und besonders ab dem 19. Jahrhundert ausgesparte Baublöcke für allgemein öffentlich zugängige Parks. Wenn die Stadt beispielsweise von einem mächtigen Herrscherbau, einem überragenden kultischen Bauwerk (zum Beispiel Tempel) oder einer beherrschenden Wirtschaftsfunktion (zum Beispiel einem Hafen) stark abhängt, entsteht dort der hauptsächliche Platz, zu dem sich zumindest alle Haupt-, manchmal auch Nebenstraßen und alle Bebauung ausrichten. Das ganze Straßennetz und die gesamte Stadtbebauung laufen dann sternförmig auf dieses Stadtzentrum zu, zum Beispiel auf das barocke Schloss wie in Karlsruhe. Bei Hafenstädten verlagert sich das Stadtzentrum von der Stadtmitte zum Hafen hin (zum Beispiel in Alexandria, Ägypten).
Der Traum von einer Idealstadt als stadtplanerische Vorstellung einer Stadt, die unter einheitlichen Gesichtspunkten wie wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Organisation entworfen werden kann, war und ist eine soziale und ästhetische Utopie. Es gilt: „Die Stadt lebt!“
Für den mitteleuropäischen Raum lassen sich historisch bis zum 18. Jahrhundert allgemein vier verbreitete Stadtgrundrisstypen unterscheiden, abzüglich solcher meist topographisch begründeter Sonderformen wie zum Beispiel der Ville enveloppéé:[6]
Diese Stadtgrundrisstypen können in einer Stadt auch kombiniert auftreten. Ein bauhistorisch bekanntes Beispiel für eine solche Kombination mehrerer Grundrisstypen ist Hildesheim.
Im Stadtbild, in Ansicht oder in der Höhe ragen Städte heraus zuerst aufgrund von Türmen (Zikkurat, so der Turm zu Babel, Babylon, oder die mittelalterlichen Kirchtürme), besonders jedoch ab 19. Jahrhundert, d. h. der Industrialisierung, Erfindung des Aufzugs (Lift) und Beginn des Hochhausbaus wie etwa ab 1870–1880 Chicago und New York sowie heute Shanghai oder Frankfurt (Main). Lehm, Stein und Holz finden sich als Baustoff seit Vor- und Frühgeschichte sowie heute Beton, Stahl und Kunststoffe. Wichtige Bauten liegen meist auf den hervorgehobenen Stellen (Anhöhen, zentrale Plätze), sind aus den dauerhafteren Materialien (zum Beispiel Stein, während die einfachen Häuser aus Lehm oder Holz sind) sowie künstlerisch am anspruchsvollsten gestaltet.
Stadtviertel bilden sich hierarchisch, d. h. die Oberschicht wohnt geräumig in den natürlich günstigen Stadtgebieten (mit viel Platz auf stabilem und gesundem Baugrund und angenehmem Stadtklima), untere Bevölkerungsschichten eng beieinander in den weniger günstigen Stadtgegenden (mit wenig Wohnraum auf eventuell sumpfigem Boden und schlecht durchlüfteter Umgebung, zum Beispiel in den Mietskasernen und Hinterhöfen Berlins, der um 1900 am dichtestbewohnten Stadt der Welt, Manhattans Lower East Side bis zum Ersten Weltkrieg oder in Hongkong nach dem Zweiten Weltkrieg). Oder Stadtviertel entstehen getrennt nach Berufen und Funktionen wie bestimmte Handwerkerviertel, Geschäftsviertel, Industrieviertel, Hafenviertel, usw. Auch bilden sich Stadtviertel nach Herkunft ihrer Bewohner, zum Beispiel in Jerusalem Armenier-, Christen-, Moslemviertel, oder in New York China Town, Harlem oder Spanish Harlem.
Babylon, Ur und Uruk auf der Karte des Irak
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Die historisch bedeutenden sowie zugleich oft ältesten Städte entsprechen den Metropolen der bedeutenden Epochen der Menschheitsgeschichte und sind dort archäologisch oder überliefert nachweisbar. Diese Städte hatten teilweise schon mehrere zehntausend bis um eine Million Einwohner und waren die größten ihrer Epoche. All jene Städte weisen mehr oder minder die zuvor dargestellten Merkmale bezüglich Stadtgrundriss und Stadtbild, Stadtviertel und Sozialstruktur auf, jedoch in besonderen, in weiterführender Literatur einzeln beschriebenen Ausprägungen. Darauf wird hier aber nicht eingegangen.
Historisch bedeutende Menschheitsepochen sind: die jüngere oder endende Steinzeit in Klein- und Vorderasien (Türkei bzw. Israel und Palästina, ab etwa 9000 v. Chr.); Mesopotamien (ab etwa 4000 v. Chr.); Alt-Vorderasien (ab etwa 3000 v. Chr.); Alt-Ägypten (ab etwa 2500 v. Chr.); Alt-Iran (ab etwa 1000 v. Chr.); Alt-Griechenland (ab etwa 1000 v. Chr.); Hellenismus (ab etwa 400 v. Chr.); Römisches Reich (ab etwa 200 v. Chr.); das Byzantinische Reich (ab etwa 600); die mittelalterliche Hanse (ab ca.1200); die Renaissance (ab etwa 1400); die islamische Stadtgeschichte (ab etwa 650); Alt-China (ab etwa 1000 v. Chr.); Alt-Japan (ab etwa 200); Alt-Indien (ab etwa 4000 v. Chr.); Alt-Südostasien (ab etwa 500); Alt-Amerika (ab etwa 500 v. Chr.). Beispiele historisch bedeutender Städte nach genannten Epochen sind:
Die Menschheit verteilte und verteilt sich nicht gleichmäßig über die Erde, sondern ballt sich in gemäßigten oder küstennahen Erdregionen, historisch ausgehend von den günstigen Naturräumen wie Flusstälern, buchtenreichen Küsten, klimatisch angenehmen Hochebenen in Tropen und Subtropen. Die Bevölkerungsdichte ist von jeher ein gewichtiger Ausdruck allgemeiner und besonders wirtschaftlicher Leistungskraft. Dabei fällt jedoch auf, dass die meisten Über-Zehn-Millionen-Städte in Schwellenländern liegen, allerdings solchen mit überdurchschnittlichen wirtschaftlichen Zuwachsraten wie in China und Indien. Nachfolgend aufgezählte Städte sind die größten neuzeitlichen (ab etwa 1500) und gegenwärtigen Städte bzw. dichtest besiedelten Stadtregionen. Sie haben in unserer Gegenwart oft weit über zehn Millionen Einwohner, stellen die derzeit globalen bedeutendsten Wachstumszentren dar und vereinigen oft fünfzig und mehr Prozent der gesamten Ressourcen (Bevölkerung, Energie, usw.) und Wirtschaft des Staates, in dem sie liegen, auf sich; z. ;B. Mexiko-Stadt (etwa sechzig Prozent der mexikanischen Ressourcen und Wirtschaft), Buenos Aires (etwa 50 % der argentinischen Ressourcen und Wirtschaft) oder Seoul (Südkorea).
Besonders seit den 1990ern, mit der sogenannten Globalisierung, überschritten die Einwohnerzahlen dieser Stadtregionen rasant die Zehnmillionengrenze. Andere Riesenstädte mögen folgen, wobei China (ähnlich: Indien) trotz seines Verstädterungsgrades von erst um dreißig Prozent, aber mit bereits mehr als zwanzig Städten über fünf Millionen Einwohnern, die sich rasch der Zehnmillionengrenze nähern, jegliche bisherigen Dimensionen sprengt. Die meisten Über-Zehn-Millionen-Städte hat Asien, die meisten Menschen in Städten leben jedoch in Lateinamerika. Die größten globalen Stadtregionen sind (siehe auch: Liste der größten Städte der Welt):
Die abendländische Stadt hat ihre Wurzeln in der griechisch-römischen Kultur der Antike.
Die Kultur der Polis im antiken Griechenland, 800–338 v. Chr., (Sparta, Korinth, Athen) verbreitete sich nach Kleinasien (Milet, Ephesos) und bis zur Krim, nach Magna Graecia („Großgriechenland“), d. h. Sizilien (Syrakus) und Unteritalien (Tarent), ferner nach Südfrankreich (Marseille), nach Nordafrika (Kyrene) und später im Hellenismus im gesamten Orient.
Im Rahmen der griechischen Kolonisation bestanden in der Regel zwischen der Neugründung und der Mutterstadt kultische und politische Bindungen, etwa von Syrakus zur Mutterstadt Korinth (vgl. hier zum Beispiel Timoleon). Vergleichbare Entwicklungen machten auch nicht-griechische (phönizische, etruskische, latinische) Stadtstaaten durch, typische Beispiele dafür sind Karthago, Veii oder Rom.
Im Imperium Romanum kam es vor allem in Westeuropa, aber auch in der römischen Provinz Africa sowie auf dem Balkan, zu einem Urbanisierungsschub (der östliche Mittelmeerraum war bereits vorher stark städtisch geprägt). Als Blütezeit der antiken Stadt kann man das 1. bis 3. Jahrhundert sehen, viele antike Ruinen datieren aus dieser Zeit. Rom hatte in dieser Epoche eine differenzierte Stadtstruktur mit fast 1.000.000 Einwohnern.
Römerstädte in Deutschland entstanden vornehmlich an Rhein und Donau, vor allem aus Legionslagern: Castra Regina (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg), Confluentes (Koblenz), Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), Augusta Treverorum (Trier), Mogontiacum (Mainz), Sorviodurum (Straubing) und Colonia Ulpia Traiana (Xanten). In Österreich entstanden viele Römerstädte aus Legionslagern am Donaulimes aber auch im Landesinneren: Vindobona (Wien) und Carnuntum bei Wien, Iuvavum (Salzburg), Lauriacum auf dem Stadtgebiet von Enns, Virunum bei Klagenfurt, Teurnia bei Spittal an der Drau sowie Flavia Solva bei Leibnitz. In der Schweiz sind folgende Römerstädte nachgewiesen: Augusta Raurica (Kaiseraugst), Aventicum (Avenches), Iulia Equestris/Noviodunum (Nyon) und Forum Claudii Vallensium (Martigny).
Die Struktur dieser römischen Stadt war hoch entwickelt. Ein charakteristisches Merkmal war das „Schachbrettmuster“ als Planstadt, welches aus den sich rechtwinklig schneidenden Straßen resultierte, die meist von einer Stadtmauer umschlossen waren.
Den Mittelpunkt einer römischen Stadt bildete der Schnittpunkt der von Ost nach West verlaufenden Hauptstraße und der Nord-Süd-Achse. Hier befand sich das Forum, wo sich der Großteil des politischen, religiösen und wirtschaftlichen Lebens abspielte. Des Weiteren wurde dort die Gerichtsbarkeit ausgeübt. Meist schloss sich an das Forum die Basilika an, in der öffentliche Versammlungen stattfanden. Zudem wurden in der Nähe des Forums noch das Kapitol (der Haupttempel) und für das öffentliche Leben wichtige Bauten, wie zum Beispiel Theater und Thermen errichtet. Um dieses Zentrum herum befanden sich die Wohnviertel, die zunächst meist aus einstöckigen Einzelwohnhäusern bestanden. Später kamen in den ärmeren Stadtvierteln auch mehrstöckige Mietshäuser hinzu. Zwischen ihnen lagen weitere Gebäude, wie der Zirkus, eine von Sitzreihen flankierte Rennbahn, oder kaiserliche bzw. Verwaltungspaläste.
Auch sanitär waren die Städte der Antike fortschrittlich: die Wasserversorgung wurde durch über- und unterirdische Wasserleitungen, sowie die Aquädukte (brückenartige Überlandleitungen) gewährleistet. Damit wurden, unter anderem, so aufwändige Bauten wie die Thermen versorgt, in denen teilweise tausende Menschen Platz fanden. Diese stellten nicht nur mit ihrer prunkvollen Ausstattung, wie der Bodenheizung, dem warmen Wasser und den Säulenhallen, sondern vor allem mit ihren Leseräumen, Bibliotheken und Sportanlagen einen gesellschaftlichen Mittelpunkt dar. Um diese Steinbauten errichten zu können, wurde zu dieser Zeit der Mörtel erfunden. Dieser ermöglichte auch den Bau von öffentlichen Gebäuden, wie Sportarenen, eindrucksvollen Rundbauten und freistehenden Triumphbögen, welche die Macht Roms symbolisierten.
Während der frühen Kaiserzeit gab es eine gefestigte Schicht lokaler Eliten in den römischen Städten, denen die politische Führung auf kommunaler Ebene oblag. Das stabilste Element im Gesellschaftsgefüge bildete der Dekurionenstand (ordo decurionum), der maßgeblichen Einfluss auf das soziale und politische Leben in den Städten hatte. Die soziale Herkunft dieser Gruppe unterschied sich in den Provinzen. Dazu gehörten Ritter, die nach längerem Dienst in die Kommunen zurückkehrten oder wie in Niedergermanien lokale Eliten (Militärs, Kolonisten) oder wie in gallischen Provinzen der alte Stammesadel. Im Wesentlichen regelte jedoch das Geld den Zugang zu Ehrenämtern (honoratioren). Es musste ein Minimalvermögen nachgewiesen werden. Die lokalen Eliten waren zumeist Grundherren von benachbarten Gütern. Den meisten Dekurionen wurde als Anerkennung das römische Bürgerrecht verliehen. Da das Land nur von Zentralorten aus verwaltet werden konnte, bildete sich eine grundbesitzende Aristokratie heraus, die politisch alle entscheidenden Funktionen übernahm.
Das verhältnismäßig einfach strukturierte politische System auf kommunaler Ebene bestand aus zwei politischen Organen:
Die Tatsache, dass auf dem Dekurionenstand das Funktionieren der Stadt basierte, führte auch zum Niedergang der Städte in verschiedenen Reichsteilen. In der älteren Forschung herrschte die Ansicht vor, dass durch die Kosten für Militär und Bürokratie, die Oberschichten in der Spätantike ruiniert wurden. Sie konnten die Stadt nicht mehr versorgen und sie wurden außerdem zu Leistungen verpflichtet, die sie bis dahin freiwillig erbracht hatten. Massive Veränderungen im sozialen und politischen Gefüge waren die Folge. Soziale Aufsteiger, wie Händler und Handwerker, hatten Zugang zu den Ämtern. Ein System der Zwangsmitgliedschaft wurde schließlich eingeführt, wonach jeder Dekurio werden musste, der das erforderliche Mindestvermögen besaß.
Neueren Forschungen nach blühten die meisten spätantiken Städte offenbar noch bis ins späte 5. und frühe 6. Jahrhundert hinein auf. Erst aufgrund von Kriegen (zum Beispiel die islamische Expansion) bzw. im Westen auch aufgrund des weitgehenden Zusammenbruchs des römischen Verwaltungssystems und einem Niedergang des kulturellen Niveaus, kam es dann zu einem regional unterschiedlich stark ausgeprägten „Verfall“ städtischer Zentren und zum Niedergang der poleis (siehe Kastron).[7]
Mit der Völkerwanderung verfielen die Städte in Mitteleuropa weitgehend. Beginnend mit dem Alemanneneinfall von 260 waren nach und nach zunächst die rechtsrheinischen Limesstädte zerstört worden. Bis zum 5. Jahrhundert eroberten die Germanen auch die Römerstädte am Rhein. Nur noch in wenigen Städten konnten sich geringe gallorömische Restbevölkerungen halten. Die Germanen selbst mieden die Städte und die von ihnen übrig gebliebenen Trümmerfelder als Siedlungsgebiete. Die bedeutenden Römerstädte blieben aber erhalten (zum Beispiel Trier, Köln, Regensburg, Bonn), wenn auch nicht in der Bausubstanz. Viele der alten Stadtkerne wurden im Frühmittelalter aufgegeben und Neugründungen am Rand der ehemaligen Zentren etabliert. Neue Stadtbefestigungen ersetzten die alten, viel zu groß gewordenen Mauern. Wichtigstes Element der Kontinuität waren die Funktionen als Bischofssitze. Diese Städte blieben religiöse und kulturelle Zentren, die die spätrömisch-christliche Tradition fortsetzten. Zunächst übernahmen Bischöfe viele Funktionen der ehemaligen römischen Verwaltungsbeamten.
Dennoch kam es im Verlauf des Frühmittelalters zu einem fast vollständigen Erlöschen des städtischen Lebens. Die neuen merowingischen Herrscher setzten vor allem in den Städten, die keine Bischofssitze waren, Grafen als Verwaltungsbeamte ein, die das umliegende Territorium kontrollieren sollten und dazu oft auf die in den Städten weiter bestehenden römischen Rechtstraditionen zurückgriffen. Die städtische Selbstverwaltung verschwand unter den Grafen zusehends. Nur in den Bischofsstädten wurden die überkommenen römischen Freiheitsrechte der Bürger von den Merowingern teilweise erhalten, um weiter von den Abgaben der Stadtbevölkerung zu profitieren. Dennoch wanderten im Frühmittelalter verstärkt Bewohner ab, während es kaum Zuwanderung aus dem germanischen Umland gab. Das zog Verödung nach sich, zum Teil bis zu einem Stand, in dem auf ehemals bebautem Stadtgebiet Ackerbau betrieben wurde.
In der Karolingerzeit ab dem 8. Jahrhundert entstanden Klöster in den Städten, die zu neuen wirtschaftlichen Schwerpunkten wurden, ohne jedoch eine Fortsetzung alter Handelstraditionen zu werden. Die römischen Stadtbürgerrechte und die Selbstverwaltung verschwanden in dieser Zeit vollkommen. Auch die Bischöfe herrschten nicht mehr aus der römischen Tradition heraus, sondern Kraft der vom König an sie verliehenen Rechte. Im weiteren Verlauf der karolingischen Epoche wurden zunächst Bischofsburgen, dann zunehmend auch Königshöfe und Pfalzen in den Städten errichtet. Dazu kamen einige wenige Neugründungen im karolingischen Kernland zwischen Seine und Rhein sowie an Flussufern und Handelswegen nach Norden, beispielsweise Gent, Antwerpen, Duisburg, Soest, Wik und Haithabu.
Unter den Ottonen setzte ab dem 10. Jahrhundert eine bescheidene Welle von Neugründungen ein. Um Herrschaftszentren, meist sächsische Grafensitze, bereits unter den Karolingern errichtete Pfalzen oder neu gegründete Bischofssitze wie Magdeburg, siedelten sich Händler an, die die Oberschicht mit Waren versorgten und sich in Gilden zu organisieren begannen. Solche Bischofs- oder Burgsiedlungen waren meist in zwei Teile mit eigenen Befestigungsanlagen geteilt: Die urbs mit dem Herrschaftssitz und das suburbium mit der Händlerbevölkerung. Beispiele für diese Gliederung sind Frankfurt, Würzburg, Fritzlar und Erfurt.
Die Anzahl der Städte in Mitteleuropa blieb bis 1100 mit einigen hundert noch sehr gering, oft mit einem organisch gewachsenen Stadtgrundriss, in dem es oft große Freiflächen gab, auf denen Vieh gehalten wurde. Steinhäuser begannen erst ab dieser Zeit in den Städten zu entstehen. Auch eine Stadtmauer war kaum vorhanden, sondern meist lediglich ein Wall mit Graben. Der weitaus größte Teil entstand in den folgenden 250 Jahren im Verlauf eines allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs und nachdem die Angriffe aus den Randgebieten des Reiches geendet hatten. In der gleichen Zeit verdoppelte bis verdreifachte sich die westeuropäische Bevölkerung, neue Anbaugebiete wurden erschlossen, neue Landwirtschaftsmethoden angewendet, Geldwirtschaft und Handel ausgedehnt. Die unter diesen Rahmenbedingungen gegründeten späten Städte werden als „Gründungsstädte“ bezeichnet, die meist durch einen Gründungsakt entstanden und entsprechend einem Entwurf planmäßig ausgebaut wurden. Als älteste Stadt dieses Typs gilt Freiburg im Breisgau, das 1118 gegründet wurde und 1120 ein fortschrittliches Stadtrecht erhielt. Weitere Beispiele für bedeutende Gründungen in dieser Zeit sind Leipzig (1150) und Lübeck (1158). Die Zentren des neuen städtischen Aufschwungs lagen in Italien (befördert durch den Orienthandel im Rahmen der Kreuzzüge) und in Flandern, wo sich eine aufstrebende Tuchindustrie entwickelte.
Ab der Stauferzeit begannen Stadtgründungen zunehmend eine strategische Komponente zu bekommen. Die Könige versuchten ebenso wie die Landesherren mit Städten die eigenen Einnahmen zu verbessern, Menschen aus konkurrierenden Territorien abzuwerben und durch Landesausbau oder Eroberungen erworbene Gebiete zu sichern. Vor allem im Rahmen der Eroberung slawischer Gebiete im Osten im 14. Jahrhundert kam es zu einer regelrechten Stadtgründungswelle an den Orten ehemals slawischer Siedlungen.
Um 1500, am Beginn der Neuzeit, bestehen als bedeutende Städte, unter anderem die Freien Reichsstädte und Hansestädte:
Die mittelalterliche Gründungsstadt ist der weitaus häufigste Typ an Städten in Mitteleuropa. Die Welle der Stadtgründungen verebbte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgrund der Pestwellen und dem daraus resultierenden Bevölkerungsrückgang. In der Folgezeit wurden nur noch wenige Städte neu gegründet.
Ab dem 11. Jahrhundert begann sich aus der städtischen Grundbesitzer- und Fernhändlerschicht zunächst ein so genanntes „Meliorat“, dann das mittelalterliche Patriziat zu entwickeln. Das Patriziat bildete eine gegen sozialen Aufstieg zunehmend abgeschottete Gruppe, in der es in vielen Städten noch einmal eine Führungsgruppe „ratsfähiger“ Familien gab. Nur aus deren Reihen durften sich Mandatsträger rekrutieren. Später wurden auch Ministeriale, die zunächst von den Stadtherren als Verwaltungsbeamte eingesetzt worden waren, sowie Ritter aus dem Umland in das Patriziat aufgenommen.
Im 13. Jahrhundert begannen verstärkte Konflikte innerhalb der Städte. Dabei zogen sich die Frontlinien zwischen dem Patriziat, das eine größere politische Selbstbestimmung forderte, und den Stadtherren sowie zwischen Patriziat und städtischen Unterschichten. Im 14. und 15. Jahrhundert waren nahezu alle Städte von solchen, auch gewaltsam geführten, Auseinandersetzungen betroffen. Meist endeten diese Kämpfe nicht mit einer grundlegenden Änderung der Stadtverfassung, sondern mit dem Aufrücken der rebellierenden Gruppen in das Patriziat und innerhalb des Patriziats in die ratsfähigen Schichten. Nach außen begannen sich die Städte zunehmend in Bünden zusammenzuschließen, um so mehr politisches und militärisches Gewicht zu erlangen.
Insgesamt lässt sich im Spätmittelalter ein Anwachsen der städtischen Unterschichten feststellen, die oft außerhalb der Stadtmauern lebten. Niedere Arbeiter bildeten in dieser Zeit ebenfalls Zünfte und erhielten ein vermindertes „Kleinbürgerrecht“, das keine politischen Mitbestimmungsrechte umfasste.
Nach dem Soziologen Max Weber ist die „okzidentale Stadt“ primär ein Markt für den Fernhandel (siehe auch Stadtsoziologie).
Die Stadt und das Umland waren, anders als heute, stark voneinander abgegrenzt. Die räumliche Trennung entsprach auch der wirtschaftlichen Trennung. Das Umland versorgte die Stadt mit Nahrung und Rohstoffen (primärer Sektor) und die Stadt versorgte das Umland mit handwerklichen Erzeugnissen und Dienstleistungen (sekundärer und tertiärer Sektor).
Wichtig für das Entstehen und die Entwicklung der Städte war das Marktwesen. Siedlungen, an denen ein Markt stattfand, waren oft Vorformen für die Bildung von Städten, da sich dort Händler und Handwerker niederließen und mit dem Bedürfnis nach Regeln für die Handelsabwicklung das Rechtswesen ausgebaut wurde. Dieses Marktrecht war eine Quelle für die Entwicklung des spezifischen Stadtrechts. Dabei waren Wochenmärkte als kontinuierliche Händlertreffpunkte bedeutender als Jahrmärkte, die meist in Bischofsstädten zum Patronatsfest angesiedelt waren. Allerdings entwickelte sich nicht aus jeder Marktsiedlung eine Stadt. Im linksrheinischen Gebiet befanden sich diese Märkte zunächst vor allem dort, wo sich bereits in der Römerzeit Händler getroffen hatten. Im Osten waren Märkte erheblich seltener, entstanden meist erst im Früh- oder Hochmittelalter und zogen erheblich häufiger Stadtgründungen nach sich als im Westen.
Unter den Merowingern und Karolingern wurden in der Regel römische Märkte fortgeführt, aber nur wenige neue gegründet. Die Karolinger begannen aber mit der rechtlichen Regelung des Marktwesens, indem sie das Münzwesen reformierten, Marktrechte zu vergeben begannen und die Grafen zu Aufsehern über die Märkte sowie die damit verbundenen Zölle bestimmten. Darüber hinaus gab es vor allem Lebensmittelhandel außerhalb der Märkte und Märkte, die von einzelnen Grundherren ohne ausdrückliche königliche Erlaubnis betrieben wurden. Unter den Karolingern begann sich das Marktwesen nach Osten auszudehnen, insbesondere im Sklavenhandel mit Awaren und Slawen. Sächsische Burgen und Häfen erlangten verstärkte Bedeutung als Handelsplätze.
Unter Ottonen und Saliern begann sich das königliche Marktregal durchzusetzen. Am Ende der ottonischen Epoche war Handel, der über Lebensmittel hinausging, praktisch nicht mehr außerhalb königlich bewilligter Märkte möglich. Unter Otto dem Großen begann das Marktrecht, insbesondere der Marktfrieden, zum persönlichen Schutzrecht für Händler und Kunden zu werden, die sich auf dem Weg zu einem Markt befanden. Unter den Ottonen stieg die Anzahl der erteilten Marktrechte sprunghaft an. Zunächst gründeten vor allem Klöster, ab dem 12. Jahrhundert auch Landesherren verstärkt Märkte und erhielten dafür die königliche Bewilligung. Viele Städte hatten das Stapelrecht, ein Privileg, das Fernhändler zwang, ihre Waren zum Verkauf anzubieten, und leiteten die Fernhandelswege durch ihre Stadt.
Das städtische Handwerk organisierte sich in Kleinbetrieben mit einem Meister und ein bis zwei Gesellen, deutlich seltener mit fünf oder mehr Gesellen. Oft betrieben Handwerker zusätzlich Landwirtschaft. Zudem arbeiteten nicht alle ausschließlich für den freien Markt. Viele waren, vor allem im frühen Mittelalter an einen adligen Haushalt gebunden, für den sie produzierten. Die Handwerkszünfte regulierten das Wirtschaftsgeschehen, indem sie die Zahl der Handwerker und damit die Konkurrenz begrenzten, neue Produktionsmethoden verboten, Rohstoffversorgung, Herstellungs- und Verkaufsbedingung und Preise festlegten. Zudem kamen ihnen militärische, religiöse und soziale Funktionen zu. Im Spätmittelalter entwickelte sich aber ein Übergang zur arbeitsteiligen Massenproduktion, in die auch neue Techniken Einzug hielten.
Die rechtliche Stellung der mittelalterlichen Stadt war geprägt von ihrem Status als freie Reichsstadt oder Fürstenstadt, wobei der genaue Status sehr unterschiedlich sein konnte. Generell hatten die Städte das Bestreben, sich von der Herrschaft der Stadtherren, der in ihr residierenden Bischöfe und Burgvögte (vgl. Nürnberg) zu befreien, was ihnen mehr oder weniger erfolgreich gelang. Bei den Gründungsstädten wurden diese Freiheiten, um die ältere Städte oft lange kämpften, bereits im Stadtrecht zur Gründung verankert. Viele Städte wurden durch Handel und Handwerk sehr reich und konnten sich dadurch lange gegenüber den Stadtherren behaupten, die Städte gerne aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen unter ihre Kontrolle bringen wollten. Die mittelalterliche Stadt stand damit in scharfer Konkurrenz zu den weltlichen und geistlichen Territorialherrschaften. In Gebieten mit starker Territorialherrschaft hatten es die Städte schwer, sich zu behaupten, so gab es im bayerischen Stammland mit Regensburg nur eine Reichsstadt, die um ihren Status kämpfen musste. Im territorial zersplitterten Franken und Oberschwaben entstanden mächtige Reichsstädte wie Nürnberg, Rothenburg, Augsburg oder Reutlingen und im Norden waren die Hansestädte wie Lübeck, Bremen, Hamburg und Rostock starke Wirtschaftsstandorte.
Grundlage der inneren Rechtsstruktur der mittelalterlichen Städte war der städtische Friede. Dieser Zustand garantierter Gewaltlosigkeit entwickelte sich bei älteren Städten aus dem Friedensrecht der städtischen Keimzelle, dem Markt- oder Burgfrieden. Bei planmäßigen Stadtgründungen des Hoch- und Spätmittelalters wurde der Stadtfrieden meist bei der Gründung festgeschrieben. Ursprünglich war die Garantie dieses Friedens die wichtigste rechtliche Funktion des Stadtherren. Mit der zunehmenden Bedeutung der Bürgerschaft als eigenständige Macht mit politischen Strukturen wurde sie die Trägerin des Friedens, was eine Voraussetzung für die Emanzipation den Stadtherren gegenüber darstellte. Der Friedensbruch wurde als Bruch des Bürgereides verstanden und entsprechend streng bestraft, auch wenn beispielsweise die Verletzungen als Folge eines Angriffs nur gering waren. Zudem waren Bürger zur Verbrechensverfolgung angehalten. Um wichtige Gebäude wie das Rathaus gab es meist zusätzliche Friedensbezirke mit verschärften Bestimmungen. Häufig wurden nächtliche Ausgangsverbote oder -beschränkungen erlassen. Im Spätmittelalter begannen sich die städtische Friedensordnung und die städtische Gerichtsbarkeit ins Umland auszudehnen. Die Städte waren zudem wichtige Träger der Landfriedensbewegung des 12. Jahrhunderts.
Zweites Rechtsprinzip war die städtische Freiheit. Leibeigene oder Hörige, die in die Stadtgemeinschaft aufgenommen wurden, erlangten die persönliche Freiheit. Dieses Recht war ursprünglich von den Stadtherren gewährt worden, um die Zuwanderung in die Städte und deren Funktion als Wirtschaftszentren zu stärken. Ähnliche Freiheitsrechte wurden auch in Regionen gewährt, in denen Land urbar gemacht und dazu Bauern angelockt werden sollten. Viele Städte stellten allerdings Hürden für die Aufnahme in ihre Gemeinschaft auf, um die Konflikte mit den umliegenden Landesherren wegen der Abwerbung von Untertanen zu verringern. Das städtische Freiheitsrecht umfasste auch die Gleichheit aller Bürger vor Gericht. Bei weitem nicht alle Bewohner einer Stadt genossen das volle Bürgerrecht und damit die volle städtische Freiheit. Die Stadt selbst konnte in ihrem Umland auch Hörige haben.
Insbesondere im Verlauf der Emanzipation von den Stadtherren organisierten Städte auch das eigene Wach- und Verteidigungswesen. Zentrales Element war die Stadtmauer, zu deren Instandhaltung und ständigen Besetzung die Bürger verpflichtet waren. Im Kriegsfall waren alle arbeitsfähigen Männer der Einwohnerschaft zum Verteidigungsdienst verpflichtet. Die Waffen wurden selbst bezahlt. Im Gegenzug musste die Stadt gefangen genommene Kämpfer der eigenen Seite auslösen. Die Oberschicht stellt die Kavallerie, das städtische Schützencorps wurde zunehmend auch als Polizeitruppe eingesetzt. Für ärmere Einwohner wurden in Zeughäusern Waffen gelagert. An der Verteidigung waren auch verbündete Adlige, Hörige der Stadt und Söldner beteiligt. Ab dem 14. Jahrhundert entzogen sich wohlhabende Bürger zunehmend ihrer Verteidigungspflicht, indem sie Ersatzmannen stellten. Zunehmend wurden besoldete Wächter und Stadtknechte eingesetzt.
Die innere Rechtsstruktur der Städte unterschied sich erheblich von der des Umlands. Es umfasste die verliehenen Rechte und Freiheiten, beispielsweise Marktprivilegien, Münzrecht, Zoll, Steuer- oder Wehrhoheit, und wurde im Verlauf der Entwicklung durch verschiedene Gewohnheitsrechte ergänzt und verändert.
Das städtische Recht wurde in Statuten niedergeschrieben. Diese Rechtssammlungen wurde oft „Willküren“ genannt: Rechte, die nicht althergebracht waren, sondern aus einem bewussten Willensakt gewählt, also „gekürt“, wurden. Wer den Bürgereid leistete, unterwarf sich damit auch den Willküren.
Vor allem in den Neugründungswellen des Spätmittelalters bildeten sich „Stadtrechtsfamilien“. Bei Neugründungen von Städten wurden die Rechtsordnungen bereits bestehender Städte übernommen. So wurde das Deutsche Recht in den Städten von Mittel- und Osteuropa übernommen zum Beispiel als
Im Mittelalter entwickelten sich mehr oder weniger abhängige Stadtstaaten oder Stadtrepubliken, Städte die sich im Heiligen Römischen Reich den Status einer Freien Reichsstadt erworben hatten oder in Italien selbständige Staaten waren. Ein Stadtstaat ist im Gegensatz zum Flächenstaat ein Staat, der nur das Gebiet einer Stadt und sein engeres Umland umfasst. Es kann sich dabei um einen souveränen Staat oder um einen Gliedstaat innerhalb eines Bundesstaates nach dem föderalistischen Prinzip handeln.
Im Heiligen Römischen Reich wurden als Freie Reichsstadt jene Kommunen bezeichnet, die keinem Reichsfürsten, sondern direkt dem Kaiser unterstanden und auch einige Bischofsstädte, die eine gewisse Autonomie erworben hatten.
Es gab im Mittelalter 107 bis möglicherweise 115 Reichsstädte. Im Westfälischen Frieden 1648 verloren Metz, Tull (Toul), Wirten (Verdun) und die eidgenössischen Städte Basel, Bern, Luzern, Mülhausen, Schaffhausen, Solothurn, Zug und Zürich diesen Status. Bis 1679 bzw. 1681 wurden Bisanz (Besançon), Colmar, Hagenau (Haguenau), Kaisersberg (Kaysersberg), Landau in der Pfalz, Münster (Munster), Oberehnheim (Obernai), Rosheim, Schlettstadt (Sélestat), Türkheim (Turckheim), Weißenburg (Wissembourg) und Straßburg von Frankreich annektiert und verloren damit ihren Status. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gab es insgesamt noch 51 Reichsstädte, danach nur noch 6 Städte: Augsburg, Bremen, Frankfurt am Main, Hamburg, Lübeck und Nürnberg.
Ab 1815 blieben im Deutschen Bund bzw. im Deutschen Reich noch 4 Städte und zwar Bremen, Frankfurt am Main (bis 1866), Hamburg und Lübeck (bis 1937) selbständige Stadtrepubliken bzw. ab 1866 selbständige Länder des Deutschen Reichs. In der Bundesrepublik Deutschland sind Berlin, Bremen und Hamburg als Stadtstaaten selbständige Länder.
In Italien hatten die Stadtrepubliken Venedig (713/16–1797), Florenz (12. Jh.–1531), Genua (11. Jh.–1797) besondere Bedeutung. Zu erwähnen sind noch unter anderem Brescia, Como, Grosseto, Lucca, Massa Marittima, Pisa und Verona. Rom war 1354 nur kurzfristig Stadtrepublik.
In der Schweiz gingen viele Schweizer Kantone aus Stadtstaaten hervor, die zuvor Reichsstädte waren. Die frühere Reichsstadt Basel wurde 1833 als Halbkanton ein Stadtstaat. Die frühere Reichsstadt Zürich war bis 1798 als Stadtstaat eine „Freie Republik“ im Bund der Eidgenossen. Genf wurde 1536 die Genfer Republik und 1814 Stadtrepublik bis es 1815 um ehemals französischen Landgebiete zu einem auch ländlichen Kanton mit 45 Gemeinden erweitert wurde.
Weitere Stadtrepubliken waren unter anderem Nowgorod (1136–1478) und Pskow (13.–15. Jh.) in Russland sowie Dubrovnik (Republik Ragusa: 14. Jh.–1808) und die Republik Krakau (1815–1846). Als Freie Stadt wurde auch Danzig bezeichnet, als die Stadt von 1920 bis 1939 unter der Hoheit des Völkerbunds stand.
Zunächst wurden die Städte direkt vom jeweiligen Stadtherren und seinen Beamten beherrscht. Im 12. Jahrhundert begannen nach dem Vorbild der Städte der Lombardei diese Beamte sich zunehmend zu verselbstständigen; die Beamten kamen aus den Familien des Patriziats. Bis zum 13. Jahrhundert gab es Stadträte in nahezu allen Städten. Parallel begann ein Prozess der Übertragung von Rechten vom Stadtherren auf den Stadtrat. Diese Rechte wurden nicht mehr im Auftrag des Stadtherren sondern verstärkt aus dem eigenen Machtanspruch des Stadtrats heraus beansprucht, der sich aus der im Bürgereid vereinten Bürgerschaft speiste. Nach den Ständekämpfen des 13. Jahrhunderts war dieser Prozess im 14. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen und die Stadträte hatten sich als Regierung der Städte aus eigener Macht etabliert. Im 15. Jahrhundert bildeten sich spezialisierte Ratsausschüsse. Neben politischen Entscheidungen reglementierte der Stadtrat auch die städtische Wirtschaft und legte Warenpreise fest. Auch die Niedere Gerichtsbarkeit ging vom bevollmächtigten Schultheiß des Stadtherren an den Rat über. Etwas langsamer und nicht überall folgte diese Entwicklung auch für die Blutgerichtsbarkeit, die gelegentlich an den Stadtrichter oder Bürgermeister persönlich weitergegeben wurde.
Die Wahlen zum Stadtrat waren sehr unterschiedlich gestaltet. Anfangs wurde der Rat von der Bürgerschaft für kurze Perioden gewählt. Die Amtszeiten weiteten sich aber immer mehr aus, teilweise bis zur Wahl auf Lebenszeit. Meist umfasste der Rat 12, 24 oder 36 Mitglieder, vor allem im Spätmittelalter kam es aber zur Vergrößerung dieser Zahl, in Extremfällen auf bis zu 300 Mitglieder. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts kam die Bezahlung des vormals ehrenamtlichen Ratsamtes auf.
Neben der Teilnahme an Ratssitzungen, in denen politische Entscheidungen gefällt wurden, bekamen einzelne Ratsmitglieder auch Ämter, diplomatische oder militärische Aufgaben übertragen. Diese Ämter wurden meist jährlich unter den Ratsmitgliedern verteilt. Erst im 15. Jahrhundert kamen längere Amtsperioden auf. Daneben gab es Dienstämter, deren Inhaber keine Ratsmitglieder waren und von der Stadt besoldet wurden. Mit dem Zuwachs des Schriftverkehrs und der Notwendigkeit, die Rechtsposition der Stadt nach innen und außen zu vertreten, wurden Ratskanzleien eingerichtet, in denen anfangs meist Kleriker arbeiteten, später auch Juristen als rechtliche Berater (siehe Stadtschreiber (Kanzleivorsteher).
In der Zeit nach dem Mittelalter wurden nur noch wenige Städte neu gegründet, die einem der folgenden Typen zuzuordnen sind.
Die Renaissance definiert Stadtgrundriss und Stadtbild neu, doch bleiben etliche Stadtentwürfe unverwirklicht. Die verwirklichten werden oft als Idealstädte bezeichnet, die gebaute Wirklichkeit ideal, vor allem in geometrischer Hinsicht, ausrichteten. Sie orientieren den Stadtgrundriss zentral auf den Hauptplatz in der Stadtmitte, auf den die Hauptstraßen sternförmig zulaufen. Um diesen konzentrieren sich die wichtigen Bauten der Stadt als einzelne, in Anlehnung an die wieder entdeckte Antike, einfache geometrische Baukörper (Würfel, Zylinder, usw.), die auf diese Weise im Stadtbild hervorgehoben werden. Dies kontrastiert zu den vorher organisch gewachsenen oder geplanten, aber dem natürlichen Gelände angepassten mittelalterlichen Städten.
Im Barock verankern die Fürsten ihren Sitz fest mit und in den vormals frühbürgerlich regierten Renaissancestädten, setzen am Hauptplatz im Stadtzentrum ihr Schloss an die Stelle der vorherigen Renaissancebauten und sorgen für einheitliche, in Konstruktion, Höhe und Farbe auf das fürstliche Schloss hinführende, Stadtbebauung. Es entstehen dadurch gänzlich vom Barock durchdrungene Städte wie Wien (durch Maria Theresia im 18. Jahrhundert) oder Karlsruhe, aber auch Rom mit seinen Plätzen und Paris sowie Versailles geben hier Beispiele. Die durchgreifenden baulichen, rechtlichen und stadthygienischen Erlasse der Barockfürsten bereiteten die Bewältigung und Verwaltung der viel umfangreicheren Massenerscheinungen der sich ankündigenden Industrialisierung in den Städten vor.
Die neue Gruppe der erfahrenen Verwaltungsfachleute versucht schon im Klassizismus (Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert) und den industriellen Anfängen, die gesellschaftlichen Barrieren wie Leibeigenschaft, Zünfte und Privilegien sowie Slums oder fehlende Stadthygiene anzugehen. So entstehen in Paris Massenwohnbauten, die von anderen Städten nachgeahmt werden (zum Beispiel später Berlin, „Mietskasernen“). Vor allem durch das klassizistische England und speziell London werden Impulse gegeben, die Natur wieder in die engen finsteren Städte einzubeziehen. In der Folge entstehen in ausgesparten Baublocks oder an Stelle von beseitigten Stadtbefestigungen („Schleifung“) Stadtparks, oder vormals fürstliche Schlossparks werden für die Stadtbewohner geöffnet. Zunehmend setzen sich Bewegungen für durchgrünte und hygienische Wohnviertel durch, deren Realisierung aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Gang kommt.
Durch die industrielle Bewegung nahm die Verstädterung in den Hauptstädten und damaligen Industriestandorten erheblich zu. Folgende Einwohnerzahlen (in Tausend) sind von 1800 bis 1900 zu verzeichnen (geordnet nach dem Stand von 1900; dazu zum Vergleich der aktuelle Bevölkerungsstand der Stadt (nicht der Agglomeration) von z. Zt. 2005/6):[8] Dabei ist zu erkennen, dass Städte wie Istanbul, Lima, Krakau, Prag und Rom im letzten Jahrhundert überproportional gewachsen sind, Leipzig oder Magdeburg hingegen stagnierten. Wien schrumpfte nach dem Zerfall Österreich-Ungarns sogar, als es über 2 Millionen Einwohner hatte.
Stadt | 1800 | 1850 | 1880 | 1900 | 2005 |
---|---|---|---|---|---|
New York City | 88 | 696 | 1912 | 3437 | 8143 |
Berlin | 172 | 419 | 1122 | 1889 | 3395 |
Chicago | 0,1 | 30 | 503 | 1699 | 2842 |
Wien | 247 | 444 | 726 | 1675 | 1626 |
Istanbul | 500 | 700 | 800 | 940 | 8803 |
Budapest | 54 | 178 | 371 | 732 | 1719 |
Hamburg | 130 | 132 | 290 | 706 | 1744 |
Neapel | 350 | 449 | 494 | 690 | 995 |
Kairo | 200 | 250 | 370 | 580 | 10834 |
Boston | ? | 137 | 363 | 551 | 2017 |
Mailand | 170 | 242 | 322 | 540 | 1299 |
Rom | 153 | 175 | 300 | 500 | 2553 |
München | 30 | 110 | 230 | 500 | 1260 |
Leipzig | 32 | 63 | 149 | 456 | 503 |
Breslau | 60 | 114 | 273 | 423 | 636 |
Dresden | 62 | 96 | 221 | 396 | 495 |
Lima | 60 | 80 | 102 | 104 | 8049 |
Köln | 50 | 97 | 145 | 373 | 983 |
Frankfurt am Main | 48 | 65 | 137 | 289 | 652 |
Nürnberg | 30 | 54 | 100 | 261 | 499 |
Graz | 31 | 66 | 100 | 170 | 255 |
Magdeburg | 36 | 72 | 98 | 230 | 229 |
Prag | 75 | 118 | 162 | 202 | 1182 |
Bremen | 40 | 55 | 112 | 161 | 547 |
Krakau | 24 | 50 | 66 | 91 | 757 |
Die Industrialisierung, gekennzeichnet vor allem dadurch, dass die Dampfmaschine den manuellen Betrieb ersetzt und in der Eisenbahn Verwendung findet, beginnt in England bereits ab dem 18., in Frankreich, USA und Deutschland ab dem 19. Jahrhundert sowie in Japan ab Anfang des 20. Jahrhunderts. Andere Länder folgen, teilweise bis heute.
Das Industriezeitalter im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bringt eine Urbanisierung bis hin zur verstädterten Gesellschaft mit sich. Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche technische Basiserfindungen und ihre Weiterentwicklungen. Durch diese entstanden innerhalb weniger Jahre in den Städten neue industrielle Arbeitsplätze. Der Bedarf an Arbeitskräften, vor allem der der Textil- und Montanindustrie, konnte mit dem lokalen Arbeitskräftereservoir nicht mehr gedeckt werden. So siedelten sich viele Industriebetriebe in Städten an, um genug Arbeiter einstellen zu können. Begünstigt wurde dies durch Innovationen in der Verkehrstechnologie, wie der Eisenbahn und des Dampfschiffes, durch welche die verarbeitende Industrie nicht mehr an die Standorte der Rohstoffvorkommen gebunden war. Ebenso zogen viele Arbeiter vom Land in die Städte, um dort arbeiten zu können. Diese Abhängigkeit voneinander trieb das Wachstum und die rasche Industrialisierung der Städte voran.
Nachdem sich die Altstädte in der ersten Phase verdichtet hatten, kam es dann zur räumlichen Expansion. Mit Hilfe der Massenverkehrmittel (Pferdebahn, Straßenbahn, Fahrrad) ab etwa 1880 bis 1900 verstärkt sich das Außenwachstum. Fabrikanlagen und Arbeiterviertel mit Mietskasernen entstanden in der Nähe der Altstädte. In Deutschland wurden neue Städte gegründet wie zum Beispiel Bremerhaven 1827, Oberhausen 1862, Ludwigshafen 1863, Wilhelmshaven 1873 und Wolfsburg 1938. Die bestehenden Städte wuchsen und veränderten sich zu Städteverbundgebieten, vor allem in Bergbaugebieten wie dem Ruhrgebiet, in Oberschlesien oder im Saargebiet.
Um dem entgegenzuwirken, wurden ab etwa 1900 Reformversuche gemacht und Bauzonenordnungen erlassen. Man versucht eine Auflockerung der strengen, monoton rechteckigen Straßengrundrisse durch mehr Plätze, gewundene Straßenführungen und Durchgrünung. Gleichzeitig beginnen erste Projekte zur Sanierung der mittelalterlichen Stadtkerne. Diese sind in manchen Städten völlig überbaut, überbevölkert und hygienisch untragbar geworden. Durch Abbruch ganzer Quartiere und Neuaufbau, zum Beispiel in Stuttgart oder Durchbruch von neuen Straßen, zum Beispiel in Straßburg oder Hamburg versuchte man, den Mangel zu beheben. Die Gartenstadtbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein noch weitergehender Reformansatz auf die Probleme der industrialisierten Stadt, der durch den Ersten Weltkrieg allerdings nur sehr beschränkt umgesetzt wurde.
1918 bis 1933 – neuer Städtebau. Die Weimarer Republik entwickelte ähnlich wie die Republik Österreich neue Konzepte des sozialen Wohnungsbaus, insbesondere in Städten mit großem Wachstum wie in Altona, Berlin und Hamburg. Kommunaler bzw. genossenschaftlicher Wohnungsbau in halboffener und offener Bauweise wurde gefördert, zum Beispiel die Zeilenbauweise; der Funktionale Umbau der Stadt wurde auch vom Bauhaus geprägt. Auch die Gartenstadt war beginnend in England ein wichtiges Thema. Weitere Aufgaben waren Stadterweiterungen nach dem Vorbild der britischen New Towns um London. Neue Städte für die Industrieproduktion entstanden unter anderem in Deutschland, zum Beispiel in Salzgitter.
1933 bis 1945 – Nationalsozialistische Stadtideologie. Die nationalsozialistische Stadtideologie war gegen eine großstädtische „Entartung“ und für die bodenverbundene Kleinsiedlung. Sie hatte Pläne zu einer Agrarisierung, und zur Auflösung von Städten. Andererseits war eine monumentale Umgestaltung der Städte geplant. In vielen Großstädten erfolgen weitreichende Eingemeindungen des Umlandes oder Zusammenschlüsse von Städten wie etwa Sulzbach-Rosenberg gegen den Willen der Bevölkerung. Das Groß-Hamburg-Gesetz von 1938 geht noch stark auf Planungen der Weimarer Republik zurück. 1938 wird Wolfsburg als Arbeiterstadt für den Volkswagen-Bau gegründet. Die Realisierung größerer Pläne wurden durch den Zweiten Weltkrieg verhindert.
Durch Flächenbombardement und andere Kriegseinwirkungen wurden im heutigen Gebiet von Deutschland rund 3,5 Mio. Wohnungen sowie viele andere Gebäude zerstört. Großstädte wie Köln (70 %), Dortmund (66 %), Duisburg (65 %), Kassel (64 %), Dresden (60 %), Kiel (58 %), Ludwigshafen (55 %), Hamburg (54 %), Mainz (54 %), Bochum, Braunschweig, Bremen, Hannover, Gelsenkirchen, Magdeburg, Düsseldorf und Essen sowie 26 weitere Städte mit 50 bis 150 tausend Einwohner verloren mehr als 50 % ihres Wohnungsbestandes.[9] Ein Flüchtlingsstrom von 11 bis 12 Mio. Menschen bevölkerte zusätzlich die Gebiete der heutigen Bundesrepublik.[10][11]
In der Bundesrepublik Deutschland und trotz zentralstaatlicher Lenkung auch in der DDR lassen sich unterschiedliche räumliche Muster des Wiederaufbaus der Innenstädte erkennen:
Anfängliche Überlegungen, einige stark zerstörte Städte an anderer Stelle neu zu errichten wurden nirgends realisiert, da die wertvolle Infrastruktur (Straßen, Kanalisation, Leitungsnetz) erhalten war.
In der DDR folgten die ersten Wiederaufbauprojekte sowjetischen Vorbildern. 1949 waren eigens zentralstaatlich sogenannte „Grundsätze des Städtebaus“ definiert worden, nach denen (in „nationaler Tradition“) ab etwa 1953 in einigen ausgewählten Aufbaustädten (Berlin, Rostock, Dresden unter anderem) teils monumental und reich verziert (Zuckerbäckerstil) innerstädtischer Wohnungsbau für Arbeiter betrieben wurde. Organisatorisch war dabei die neue sozialistische Bodenordnung mit der Aufhebung des freien Bodenmarktes und dem weitgehenden Enteignungsrecht für die staatliche Planung nützlich, Stadtteilplanungen, ungeachtet der historischen Stadtgrundrisse, durchzuführen. Zu den städtebaulichen Prinzipien nach sowjetischem Vorbild gehörten große Magistralen und Aufmarschplätze in den Innenstädten (Beispiel Stalinallee/Karl-Marx-Allee in Ost-Berlin). Städte wurden als Ausdruck der neuen gesellschaftlichen Ordnung verstanden: nicht Kommerz und Banken, sondern öffentliche Gebäude und Wohnungen standen im Mittelpunkt.
Ab etwa 1955 bis um 1975 entstanden in Westdeutschland und noch bis 1990 in der DDR viele Großwohnsiedlungen. Allein in der DDR wurden 169 Großwohnsiedlungen mit jeweils mehr als 2.500 Wohnungen (insgesamt 1,1 Mio. Wohnungen) und weitere rund 517 größere Neubauwohnsiedlungen mit jeweils 500 bis 2.500 Wohnungen (insgesamt rund 0,6 Mio. Wohnungen) errichtet, deutlich mehr als in der Bundesrepublik Deutschland.[12]
Bundesrepublik Deutschland: Große Stadtentwicklungs- und Stadterweiterungsprojekte, scheinbar grenzenloses Wachstum der Ansprüche an Wohnungsgröße und -qualität: Bau von Satellitensiedlungen, zum Beispiel Märkisches Viertel (Berlin), Langwasser (Nürnberg), Garath (Düsseldorf), Chorweiler (Köln), Neuperlach (München) und von Satellitenstädten zum Beispiel Wulfen, Erkrath-Hochdahl, Meckenheim-Merl. Die wenig abwechslungsreiche Bebauung unter anderem führt teilweise zu geringer Attraktivität, Folge sind hohe Leerstände, etc. Das Auto forciert den Bau von innerstädtischen Schnellstraßen, zum Beispiel in Hoch- und Tieflagen wie in Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln. Außenbereiche: Trabantensiedlungen und Suburbanisierung. Das Leitbild war die autogerechte Innenstadt, in der alle Personen, die zur Arbeit, Einkauf etc. in die Stadt fahren, das neue Verkehrsmittel Auto benutzen würden. Während für den rollenden Verkehr noch entsprechend Raum durch den Ausbau der Straßen der Platz geschaffen wurde, scheiterte der Ansatz letztendlich am Flächenbedarf für den ruhenden Verkehr. Der Bau von Parkplätzen konnte mit dem Bedarf nicht Schritt halten. Mit dieser Erkenntnis begann die Planung neuer U-Bahn- und S-Bahn-Projekte, zum Beispiel in Stuttgart (Baubeginn 1971) sowie die Modernisierung der alten Straßenbahnen, die in den Kernbereichen wie in Hannover in den Untergrund verlagert wurden. Die Autos wurden aus den Innenstädten verdrängt, indem die wichtigsten Einkaufsstraßen zu Fußgängerzonen umgewidmet wurden.
In den 1970er Jahren erfolgten viele Eingemeindungen, wobei im Zuge der Gebietsreformen der Länder aus dem Zusammenschluss mehrerer Gemeinden neue Städte entstanden sind. Einigen ermangelte es an einem eigenen Zentrum in einem polyzentrischen Städtesystem. Krasse Beispiele dafür sind unter anderem die Städte Lahn als Zusammenschluss von Gießen und Wetzlar (1979 wieder aufgelöst), Filderstadt oder Leinfelden-Echterdingen.
In der DDR wurde der Wiederaufbau der Innenstädte aus den 1950er Jahren durch die so genannten Zentrumsplanungen in den späten 1960er Jahren abgelöst (Beispiel: Leipziger Uni-Hochhaus). Das Hauptaugenmerk lag in den 1960er und 1970er Jahren jedoch auf den großen Stadterweiterungen in Großblock- bzw. in industrieller Plattenbauweise (offene Zeilenbauweise 5- bis 10-geschossig) in zunächst nur sehr wenigen Standardtypen. Der sozialistische Wohnkomplex war ein Neubauviertel mit etwa 10.000–30.000 Einwohnern, begrünte, offenen Hochhauszeilen, einem Zentrum, öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Sportanlagen, Poliklinik, sowie Kaufhalle, Gaststätte und staatlichem Dienstleistungsgebäude.
Nachdem die Entwicklung der Städte für gut ein Jahrzehnt im wesentlichen in raumgreifenden Stadterweiterungen am Stadtrand auf der einen Seite und radikalen Stadtumbauten mit Verdrängung der Wohnbevölkerung in den Innenstädten auf der anderen Seite geprägt war, galt es nun, sich stärker der Sanierung von Wohnvierteln zuzuwenden. Im Bewusstsein der Planer hatte dies behutsam zu geschehen. Die Sanierung der Städte wurde ab 1969 in Modellstädten und ab 1971 bundesweit begonnen und mit dem Beschluss des Städtebauförderungsgesetzes 1971 ein Rechts- und Fördersystem eingeführt. Noch für einige Jahre blieben jedoch auch Sanierungen mit Flächenabrissen und Neubau an der Tagesordnung, bis das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 eine Wende brachte: die Rückbesinnung auf das bauhistorische kulturelle Erbe, und zwar sowohl im Westen wie im Osten Deutschlands. Die städtebauliche Erneuerung sollte die Erhaltung und Modernisierung von Gebäuden, die Revitalisierung der Zentren und Nebenzentren und die Verbesserung des Wohnumfeldes in den betroffenen Gebieten ermöglichen. Bis 1990 waren die historischen Stadtkerne in Westdeutschland weitgehend saniert.
Die Städtebauförderung konzentrierte sich nach der Vereinigung in Deutschland vor allem auf die Städte in den neuen Bundesländern, wo der Nachholbedarf trotz gewisser Anstrengungen in den 80er Jahren noch immens groß war. Der Bund und die neuen Länder schufen dabei zusätzlich ein neues Förderprogramm zum Städtebaulichen Denkmalschutz, um Städtebau und Denkmalschutz miteinander stärker zu verbinden. Die oft unzureichenden Mittel der Innenstadterneuerung von Stadtteilen mit industrieller Bauweise (innerstädtischer Plattenbau) wurden durch zeitgemäße Methoden einer weitgehend erhaltenden Erneuerung abgelöst.[13]
Die Aufgaben der Stadt haben sich verändert. Nach wie vor müssen Flächen für Wohn- und Gewerbenutzung bereitgestellt, aber andere Aufgaben erhalten immer stärkere Bedeutung. Im Aalborg Commitments von 2004 heißt es:
Nachfragebedingt wurden mehr Eigenheim- und Reihenhausbauten erstellt. Da die Städte die dazu notwendigen Flächen nicht bereitstellen können, erfolgte ein kleinteiliges Wachstum im Umland der Städte (Suburbanisierung). Die Abwanderung von Bevölkerung und Gewerbe aus den Städten verschärften die Probleme in den Ballungsräumen. Im Umland war ein erheblicher Flächenverbrauch zu verzeichnen. Die ländlichen Strukturen wurden beeinträchtigt. Da der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dem Außenwachstum nicht Schritt halten konnte, stieg das Verkehrsaufkommen durch den Individualverkehr.
Diese Entwicklung bewirkte auch, dass sich Einkaufszentren und kleinere Betriebe an die Stadtränder mit billigem Baugrund ansiedelten; Kaufkraft und Arbeitsplätze verlagerten sich. Dadurch entstanden im Umland so genannte „Speckgürtel“ mit wohlhabenden Umlandgemeinden mit Gewerbe und Handel und einer gut situierten Bevölkerung. Die zentrale Stadt musste trotz sinkender Steuereinnahmen weiterhin für die überregionale Infrastruktur und die sozialen Kosten aufkommen. Eine Anpassung des Systems der Steuer- und Abgabenverteilung zwischen den Ländern (Stadtstaatenprobleme) und in den Ländern (Kommunaler Finanzausgleich) erfolgte nicht, oder unzureichend oder verzögert.
In vielen Städten konnte seit letzter Zeit eine Rückbesinnung und Rücksiedlung zur Stadt wieder verzeichnet werden.
Abwanderungen und genereller Bevölkerungsrückgang prägen die Stadtentwicklung in Ostdeutschland schon seit etwa 1995. Diese Entwicklung muss auch in den westdeutschen und westeuropäischen Städten spätestens ab 2020 erwartet werden. Dabei ist zu beobachten, dass die ostdeutschen Städte nicht gleichmäßig in der Fläche schrumpfen, sondern eine starke Bevölkerungsumschichtung zwischen einzelnen Stadtteilen stattfindet. Beispielsweise nahm die Bevölkerung in der Altstadt von Erfurt zwischen 1998 und 2008 um 27 % zu, während der Plattenbau-Stadtteil Roter Berg im selben Zeitraum um 43 % zurückging. Für Erfurt und andere ostdeutsche Großstädte bedeutet dies, dass insbesondere innerstädtische Gebiete eine neuerliche Verdichtung erfahren, während peripher gelegene Großsiedlungen völlig verschwinden könnten.
Andernorts sind immer dünner besiedelte Städte und Stadtquartiere die Folge. Neue Brachflächen durch Abriss von Wohnbauten werden entweder anderen Nutzungen zugeführt oder wieder Grünflächen. Die „perforierte Stadt“, „die Zwischenstadt“ (Thomas Sieverts) sind Befürchtungen oder Perspektiven dieser Stadtentwicklung. Eine Antwort auf die schrumpfende Stadt ist der Stadtumbau.
Der Umgang mit bestehenden Stadtquartieren bekommt einen wachsenden Stellenwert in der Stadtplanung, da vielfach die vorhandenen Siedlungsstrukturen nicht mehr den heutigen Anforderungen genügen und planerische Maßnahmen erfordern. Der Stadtumbau war und ist durch die hohen Leerstände in den Großwohnsiedlungen (Plattenbausiedlungen) der ostdeutschen Städte bereits eine konkrete Aufgabe, die durch Förderprogramme zum „Stadtumbau Ost“ und seit 2005 zum „Stadtumbau West“ bundesweit erweitert wurde. Die Aufwertung und der Rückbau in den betroffenen Stadtteilen sind die Ziele des Stadtumbaus.
Bereits 1999 haben Bund und Bundesländer unter dem Programmtitel „Die Soziale Stadt“ ein Förderprogramm für „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf“ aufgelegt. Ziel dieses Programms ist es, der sich verschärfenden sozialen und räumlichen Spaltung in den Städten gegenzusteuern. Im Vordergrund steht dabei eine Orientierung der Stadtentwicklung auf die Quartiersebene und die Einbeziehung der betroffenen Bevölkerungsgruppen und den lokalen Akteuren in den Stadtteilen (siehe Quartiersmanagement). Angestrebt wird ein noch verstärkter ganzheitlicher Planungsansatz in der Form von Integrativen Stadtentwicklungskonzepten (ISEK) der über rein baulich-gestalterische Maßnahmen hinausgeht.
Kommunale Familienpolitik entwickelt sich zu einer der Schlüsselaufgaben von Städten. Angesichts des demographischen Wandels ist die Ausgewogenheit des Generationenverhältnisses gefährdet. Die Familienfreundlichkeit einer Stadt hat daher für deren Nachwuchssicherung und Zukunftsoptionen große Bedeutung. Dabei muss sie den Anforderungen der Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und Lebensformen gerecht werden. In einer repräsentativen Befragung von Bürgermeistern im Jahr 2007 erwies sich „Familie, Jugend und Kinder“ als das wichtigste Feld kommunaler Politik.[15]
Die Städte verbessern weiterhin ihre zumeist historischen Stadtzentren und zunehmend auch die Stadtteilzentren (siehe auch Städtebauförderung) um Stadtbewohner und Besucher (Städtetourismus) anzuziehen. Der Standortwettbewerb der Städte untereinander und der Regionen nimmt zu. Sie konkurrieren als zum Beispiel Kulturhauptstadt, Sportstadt, Weinstadt, Fachwerkstadt, Residenzstadt, Seestadt, Theaterstadt etc. Durch Stadt(teil)management, durch Stadtmöblierungen, überdachte Straßen, Promenaden am Wasser, Stadt(teil)feste, Sport- und Kulturfeste, Festivals etc. wird eine Belebung der Stadt- und Nebenzentren angestrebt. Diese Entwicklung wird sich in einer zunehmenden Freizeitgesellschaft fortsetzen.
Auch im Computerzeitalter nimmt die Mobilität der Stadtbewohner zu. Das Verkehrsnetz wird deshalb weiter ausgebaut. Ökologische und ökonomische Gründe führen zu einer weiteren Verlagerung von Verkehrsbewegungen in den öffentlichen Verkehr (öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Bahn). Besonders an den Stadträndern, hin zu den Umlandgemeinden wird das Schienennetz von Stadtbahn, U-Bahn und S-Bahn erweitert. Kopfbahnhöfe erhalten Durchgangsanschlüsse (wie Münchner Hauptbahnhof, Berlin Hauptbahnhof, Stuttgart 21) und neue ausgebaute Durchgangsbahnhöfe (wie Frankfurt (Main) Südbahnhof, Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe) sowie neue Bahnhofsausgänge (wie Bremen Hauptbahnhof, Hannover Hauptbahnhof, Rostock Hauptbahnhof) entstanden und entstehen.
In den schnell wachsenden Städten Nordamerikas gibt es nur wenige historische Stadtkerne mit typischen Merkmalen (ausgenommen zum Beispiel Boston und andere Städte des Nordostens). Sie sind geprägt von einer starken Suburbanisierung, von einem schachbrettartigen Straßennetz, einer zunehmenden Segmentierung der Einwohnerschaft und äußerlich durch die typische Skyline. Sie sind selten auf einen Mittelpunkt ausgerichtet. Das gleichmäßige Straßensystem der Kolonialstädte findet sich im Südwesten unter anderem in Santa Fe, im Süden unter anderem New Orleans und im Nordosten unter anderem in New Haven. Das Grundmuster aus Downtown, Übergangszone und Umland bildete sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts heraus. Hohe Bodenpreise und Raumenge führten ab etwa 1880 zum Bau von Hochhäusern und Wolkenkratzern.
Die USA haben einen Verstädterungsgrad von 77 % und Kanada einen von etwa 79 %. Die beiden Staaten gehören damit heute zu den am meisten verstädterten Nationen der Erde.
Vor der Kolonialzeit bevölkerten Hochkulturen wie die Azteken, Maya, Olmeken, Zapoteken und Inka das heutige Lateinamerika. Im Zentrum ihrer Städte befanden sich um Hauptplätze und Hauptwegeachsen Tempelanlagen, Pyramiden, Paläste, Zeremonialzentren, das Observatorium, Ballspielstätten etc., darum zumeist recht ungeordnet die Wohnstätten: Siehe unter anderem: Tenochtitlán (Azteken, Mexiko), Chichén Itzá (Maya, Mexiko), Copán (Maya, Honduras) Palenque (Maya, Mexiko), Monte Albán bei Oaxaca (Zapoteken, Mexiko) und in einem Terrassen-, Treppen und Wegesystem wie in Machu Picchu (Inka, Peru) und die Inka-Terrassen bei Písac (Peru).
Die spanischen Siedler ließen sich meist im kontinentalen Zentrum der Länder nieder. Das Zentrum der Stadt war, wie auch in Spanien, der Hauptplatz, die Plaza Mayor, mit Kathedrale, Rathaus und Regierungssitz, umgeben von Wohnvierteln als Schachbrettmuster in quadratischen Blocks (sogenannte manzanas) von 120 × 120 m.
Im portugiesischsprachigen Raum wurden die Städte meist an der Küste gegründet, ursprünglich umgeben von Befestigungsanlagen. Es gab keine geometrischen Anordnungen.
Im 20. Jahrhundert wuchsen die Städte an den Haupt-Ausfallstraßen. Um die ausgewiesenen Wohngebiete legen sich oft Ringe von informellen Siedlungen und Slums.
Das Modell der orientalisch-islamischen Stadt gehört zu den neueren Stadtmodellen der Stadtforschung. Nach dem Kulturerdteilkonzept lassen sich bei der Stadtentwicklung kulturraumspezifische Unterschiede in der Entwicklung von Städten feststellen. Orientalische Städte verfügen über eine mehr als 5.000 Jahre dauernde Geschichte und zählen damit zu den ältesten Städten weltweit. Durch die politische, kulturelle und soziale Expansion des Islams ab dem sechsten Jahrhundert wurde die orientalische Stadt zunehmend islamisch geprägt. Im 19. Jahrhundert führte der westliche Einfluss zu einer erneuten Veränderung des Stadtbildes. Man unterscheidet daher zunächst das Modell der orientalisch-islamischen geprägten Stadt und das Modell der orientalischen Stadt unter westlichem Einfluss.
Das Idealschema der islamischen Stadt hatte als charakteristische Elemente die Hauptmoschee, daneben den Suq als Wirtschaftszentrum, die Wohnviertel mit strikter ethnischer Segregation und kleinere Subzentren mit eigener Mosche und Suq, die Stadtmauer, sowie die an der Stadtmauer gelegenen Palastanlagen und Friedhöfe.
Die größten und bekanntesten Städte sind die Hauptstadt Canberra (321.300 Einwohner), eine Planhauptstadt, Sydney (4,2 Mio. Ew.), Melbourne (3,6 Mio. Ew.), Brisbane (1,8 Mio. Ew.), Perth (1,4 Mio. Ew.) und Adelaide (1,1 Mio. Ew.).
In Australien wird der Status einer Stadt formell nur in einigen Staaten angewandt. Die meisten Staaten unterscheiden zwischen Citys und Towns. Als town bezeichnet man Städte, die kein Zentrum der Bevölkerung sind, während eine city fast immer ein Zentrum der Bevölkerung ist. Die Schaffung und die Abgrenzung von Local Government Areas (Einheimische Staatliche Gebiete) ist die Aufgabe des jeweiligen Staats oder der Territorium-Regierung. In jedem Staat und dem Nordterritorium hat jedes eingetragene Gebiet einen offiziellen Status. Die verschiedenen LGA Status sind gegenwärtig:
Noch im 17. Jahrhundert war die Landwirtschaft Hauptbesteuerungsquelle, um die Finanznot zum Beispiel des französischen Königs zu mildern. Ausgelöst durch die dann in England schon früh einsetzende Industrialisierung wenden sich englische Philosophen den nicht-landwirtschaftlichen Produktionsbereichen zu. Beeinflusst dadurch am Vorabend und im Zuge der Französischen Revolution sowie eigener Industrialisierungsanfänge richten nun französische und sodann deutsche Gelehrte ihre Aufmerksamkeit immer stärker auf die Stadt als Ort sich anbahnenden industriellen und gesellschaftlichen Wandels.
Karl Marx interpretierte die Stadt als Ort der Industrie, Arbeiterschaft und Angelpunkt gesellschaftlicher Umwälzung. An diesem veranschaulicht er, wie sich anfangs auf sehr begrenztem Raum Stadtwirtschaft entwickelt in zunehmendem Widerspruch zu ihrer eigenen Enge, wie diese Enge gesprengt wird und in eine weiträumigere Stadtwirtschaft mündet. Die wiederum enthält – auf großräumigem Niveau – den Widerspruch zur Enge, der wieder auf Sprengung und Erweiterung zu einer größeren Stadtwirtschaft hinsteuert bis zur Erweiterung auf globale Megastädte. An jenem Territorialprinzip entwickelt Marx auch seine Sicht vom Widerspruch und dessen Lösung als vorwärtstreibende Kraft menschlicher Entwicklungen.
Insgesamt bilden sich aus den Strömungen des 19. Jahrhunderts ganz unterschiedliche Betrachtungen zur Verbesserung der ausufernden Städte bis hin zu Ideen verschiedener Architekten und Städtebauer. Die Vorstellungen haben sich bisher nur innerhalb bestimmter Grenzen realisieren lassen, da nicht die Philosophen und Soziologen und auch nicht die Städtebauer die Entwicklung der Städte wesentlich beeinflussen, sondern die Menschen, die in einer Region siedeln, die ihnen Arbeit, Lohn, Essen und Unterkunft ermöglicht. Das führte und führt immer wieder dazu, nur reagieren zu können und zu Zweifeln in der Suche nach allgemein gültigen Vorgehensweisen für eine lebenswerte Stadt.
Der traditionelle zu eurozentrische Denkansatz könnte gewichtige Mängel haben. Eine Annahme, dass die Städte in der Welt mit der Entwicklung europäischer Städte verglichen werden könne entsprach nicht immer der Realität. Es gab keine wirkliche Erklärung wann und warum Änderungen stattfanden. Eine von den gesamtgesellschaftlichen abgetrennte Sicht von Städten ist problematisch. Sie impliziert, dass weder die Geschichte einer Stadt noch die Kultur oder Verbindungen zu anderen Orten irgendeinen Einfluss auf die Stadt hätten. Es ist unklar, warum ein Ort als Stadt bezeichnet wird und ein anderer nicht. Eine zu starke Betrachtung der Stadtentwicklung aus dem Blickwinkel der Stadtgeschichte entspricht nicht mehr den neueren Erkenntnissen von der Stadt mit seinen unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichtungen, von arm und reich, von traditionellen und neuen Stadtbewohnern. Dieser Punkt unterstreicht die multidimensionale Sicht von modernen Ansätzen.
Die Verbindungen einer Stadt könnten den einzigartigen Charakter einer jeden Stadt erklären. So könnten Städte als Teile von Netzwerken gesehen werden: kulturelle, wirtschaftliche, regionale Netzwerke. Solche Netzwerke sind in Städten konzentriert und überlappen auch dort. Diese Konzentration von Verknüpfungen bedingen, dass eine Stadt anders erlebt wird als ein Dorf. Die Netzwerke einer Stadt verbinden diese aber nicht nur mit anderen Städten, sondern auch mit dem Umland, ohne welches es nicht bestehen könnte.
Mit Netzwerken ist es möglich, die funktionelle Entwicklung von Städten zu erklären. Verschiedene Netzwerke gewinnen mit der Zeit an Bedeutung, kontrollieren sich gegenseitig und korrigieren Fehlerentwicklungen. Ein Beispiel: Vor der Ankunft der Spanischen Kolonialmacht in Mexiko waren Verbindungen zu Tenochtitlán (Mexiko Stadt) am wichtigsten, danach war eine Verbindung zu Spanien und Madrid von größerem Vorteil.
Die Konzentration von Netzwerken in Städten hilft auch die Urbanisierung zu erklären. Es ist der Zugang zu den Arbeitsstätten und zu bestimmten Netzwerken, der die Menschen anzieht. Da die verschiedensten Netzwerke sich in einer Stadt treffen, sammeln sich die Leute dort. Gleichzeitig bedeutet die Konzentration von Menschen die Einführung von weiteren Netzwerken, von sozialen Verbindungen mit den Orten, von denen die Migranten kamen. Die Konzentration von Menschen steigert auch die Möglichkeit, dass neue Verbindungen geschaffen werden, denn er trifft auf eine viel größere Anzahl Anderer, die gleich oder die anders sind. Die Offenheit von Städten in einer „Offenen Gesellschaft“ (Karl Popper) macht Städte attraktiv, aber auch schwer überschaubar.
Ein weiterer Aspekt gegenwärtiger Ansätze ist ein Blick auf interne Diversifikation in Städten. Die internen Unterschiede in einer Stadt sind mit den externen Netzwerken gekoppelt. Städte sind Orte, an denen sich Geschichten treffen, wo aus verschiedenen Kulturen und Verbindungen etwas Neues geschaffen wird. Jede Verbindung einer Stadt zu anderen Orten funktioniert in beide Richtungen, es wird genommen und gegeben.
Weder die internen Unterschiede noch die externen Verbindungen eines Ortes allein machen eine Stadt aus. Die internen Unterschiede werden von externen Netzwerken beeinflusst. Gleichzeitig ermöglichen die vielen Netzwerke Verbindungen nach außen und damit Raum für die Schaffung von Unterschieden von innen. Divisionen und Verbindungen in Städten sind also untrennbar, und nur wenn beide zusammen betrachtet werden, ist es möglich, eine Stadt zu begreifen. Immigration dient als Beispiel davon, wie Divisionen und Verbindungen untrennbar sind. Migranten bringen ihre eigene Geschichte mit, wenn sie sich in einer Stadt niederlassen. Sie bringen auch ihre Netzwerke in Form von Kontakten in anderen Ländern oder Religionen mit. Diese Netzwerke können auch bestehende Netzwerke stärken und deren Bedeutung beeinflussen. Die Geschichte, die die Migranten mitbringen dient auch dazu, mit anderen zu identifizieren oder andere auszuschließen. Dies führt zu Divisionen in Städten.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Freudenstadt | |
Höhe: | 732 m ü. NN | |
Fläche: | 87,6 km² | |
Einwohner: |
23.551 (31. Dez. 2010)[1] |
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Bevölkerungsdichte: | 269 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 72250 | |
Vorwahlen: | 07441, 07442, 07443 | |
Kfz-Kennzeichen: | FDS | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 37 028 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 72250 Freudenstadt |
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Webpräsenz: | ||
Oberbürgermeister: | Julian Osswald (CDU) | |
Lage der Stadt Freudenstadt im Landkreis Freudenstadt | ||
Freudenstadt ist eine Stadt in Baden-Württemberg, die etwa 65 Kilometer südwestlich von Stuttgart und 60 Kilometer südlich von Karlsruhe auf einem Hochplateau am Ostrand des Nordschwarzwalds auf 591 bis 968 Metern Höhe liegt. Sie ist ein anerkannter heilklimatischer und Kneipp-Kurort und eine traditionsreiche Tourismusstadt.
Die Geschichte Freudenstadts ist geprägt von planmäßigem Aufbau und Zerstörung. Auch wegen ihrer exponierten geographischen Lage wurde sie immer wieder zum Spielball der Mächtigen.[A 1] 1599 wurde die Stadt von Herzog Friedrich I. von Württemberg als beabsichtigte Residenz des Herzogtums Württemberg gegründet. Ein Stadtbrand, der Dreißigjährige Krieg und der Zweite Weltkrieg bedeuteten harte Zäsuren für die Stadtentwicklung.
Freudenstadt ist heute Sitz des Landratsamtes des Landkreises Freudenstadt. Für die umliegenden Gemeinden bildet es ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Pforzheim. Seit dem 1. Januar 1988 ist Freudenstadt Große Kreisstadt. Mit den Gemeinden Bad Rippoldsau-Schapbach und Seewald besteht eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.
Freudenstadt liegt im nordöstlichen Schwarzwald am Rand einer nach Osten flach abfallenden schiefen Ebene, die Quellgebiet der zum Neckar fließenden Glatt ist. Gleich westlich des Stadtzentrums fällt das Gelände im Bereich des Weilers Christophstal steil zum tief eingeschnittenen Tal des Forbachs ab, der zur Murg fließt. Sechs Kilometer in südlicher Richtung, im Luftkurort Loßburg, entspringt die Kinzig, die bei Kehl in den Rhein mündet. Das größtenteils waldbedeckte westliche Stadtgebiet steigt zur Passhöhe am Kniebis und weiter bis auf 968 Meter Höhe bei der Alexanderschanze an. Südlich des Ortsteils Kniebis entspringt der Fluss Wolf.
Die Stadt befindet sich im Bereich eines Deckgebirges der Trias, das auf einem älteren Grundgebirgssockel liegt. Die vorherrschenden Buntsandstein-Ablagerungen wurden im Verlauf des Tertiärs vom Freudenstädter Graben gestört, einem zwölf Kilometer langen und sieben Kilometer breiten Graben mit Verwerfungen von zu 140 Meter Sprunghöhe. Die Grabensohle besteht wie im östlich benachbarten Gäu aus Muschelkalk. Vor allem an den Grabenrändern, zum Beispiel im Christophstal unweit des heutigen Stadtzentrums, haben hydrothermale Lösungen Quarz-Schwerspat-Gänge gebildet.
Einen ersten, wenn auch schwachen Hinweis auf historischen Bergbau im Freudenstädter Revier enthält eine Urkunde von 1267. Weitere Hinweise aus dem Mittelalter fehlen, Hauptphase des Bergbau war das 16.-18. Jahrhundert. Wie allgemein im württembergischen Schwarzwald traf dieser auf große wirtschaftliche Schwierigkeiten und war häufig unterbrochen.[2] Abgebaut wurden vor allem Silber- und Kupfer sowie Eisenerze. Zur Eisengewinnung wurde der oberflächennah reichlich auftretende Limonit gefördert und zur Silber-, später auch Kupfergewinnung arsenreiches Fahlerz abgebaut. Die Fahlerze der Reviere im Deckgebirge weisen einen erhöhten Wismutgehalt auf.[2] Der Abbau führte zu einer Erstbesiedlung des Christophstals rund 30 Jahre vor der Stadtgründung Freudenstadts.
Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau stellte 2008 bei Bohrungen ein im Vergleich zu anderen deutschen Gangrevieren „erhebliches" Schwerspatpotential fest.[3] Ein Probeabbau erfolgt derzeit beim Dorothea-Untersuchungsstollen unweit der Talstraße im Forbachtal.
Folgende Städte und Gemeinden grenzen im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, an die Stadt Freudenstadt: Baiersbronn, Seewald, Grömbach, Pfalzgrafenweiler, Dornstetten, Glatten, Loßburg und Bad Rippoldsau-Schapbach (alle Landkreis Freudenstadt).
Das Stadtgebiet Freudenstadts gliedert sich in die Kernstadt Freudenstadt mit Christophstal und Zwieselberg (rund 16.000 Einwohner) und die Stadtteile Dietersweiler und Lauterbad (2.305 Einwohner im Mai 2008[4]), Grüntal und Frutenhof (1.075 Einwohner), Igelsberg (259 Einwohner), Kniebis (890 Einwohner), Musbach (777 Einwohner) und Wittlensweiler (2.220 Einwohner). Die Stadtteile untergliedern sich in weitere Dörfer, Weiler, Höfe und Häuser.
Die offizielle Benennung der Stadtteile erfolgt in der Form „Freudenstadt, Stadtteil …“. Bei den Stadtteilen handelt es sich mit Ausnahme von Kniebis um ehemals selbständige Gemeinden. In Freudenstadt ist die Unechte Teilortswahl eingeführt, das heißt, das Stadtgebiet gliedert sich in sechs Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung. Die Kernstadt und der Stadtteil Igelsberg sind zu einem Wohnbezirk zusammengefasst, die restlichen Wohnbezirke sind identisch mit den Stadtteilen. In den Stadtteilen bestehen Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher als dessen Vorsitzenden. In den Ortschaften befinden sich Verwaltungsstellen des Bürgermeisteramtes.
Abgegangene, heute nicht mehr bestehende Ortschaften und Burgen sind die Burg Hofstätten und die Siedlung Burgberg auf dem Schwarzwald im Stadtteil Dietersweiler, Schöllkopf, ein im Dreißigjährigen Krieg abgebranntes Gehöft im Bereich der Kernstadt, die Siedlungen und Einzelhöfe Wolfhaus im Stadtteil Grüntal, Slunwag im Stadtteil Igelsberg sowie Gallushütte und Hilpertshöfle im Stadtteil Musbach.[5][6]
Freudenstadt ist ein Mittelzentrum innerhalb der Region Nordschwarzwald, in der Pforzheim als Oberzentrum ausgewiesen ist. Zum Mittelzentrum Freudenstadt gehören die Städte und Gemeinden Alpirsbach, Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn, Dornstetten, Glatten, Grömbach, Loßburg, Pfalzgrafenweiler, Schopfloch, Seewald, Waldachtal und Wörnersberg.
Die Jahresdurchschnittstemperatur lag zwischen 1990 und 2007 bei 7,9 °C. Die höchste durchschnittliche Maximaltemperatur ergab sich mit 21,2 °C im August, die niedrigste durchschnittliche Minimaltemperatur im Januar bei –2,2 °C. Analog dazu sind die höchste und die niedrigste Tagesdurchschnittstemperatur verteilt. Die zwischen 1961 und 1990 gemessene Jahresniederschlagsmenge ist aufgrund der Gebirgsrandlage der Stadt mit 1681,4 Millimeter für Deutschland überdurchschnittlich hoch. Über das Jahr wurden dabei recht konstante Werte verzeichnet, wobei das Maximum mit 189,9 Millimetern im Dezember verzeichnet wurde. Für die Regentage ergibt sich ein ähnliches Bild mit einer recht homogenen Verteilung von 15,2 Tagen im Juni und Juli und 19,7 Tagen im Dezember. Im Jahr gab es im Mittel 205,6 Regentage. Bei den durchschnittlichen täglichen Sonnenscheinstunden zwischen 1990 und 2007 erreichte Freudenstadt mit 4,6 einen hohen Wert, der vermutlich auf die weitgehende Nebelfreiheit zurückzuführen ist. Die meisten Sonnenstunden wurden im Juni verzeichnet (7,1 Stunden), die geringsten im Dezember mit 1,8 Stunden. Wetterdaten für Freudenstadt werden von der Warte des Deutschen Wetterdienstes auf dem erhöht liegenden Kienberg gesammelt. Die Firma Meteomedia unterhält Wetterstationen auf dem Marktplatz und in Freudenstadt-Langenwald.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Freudenstadt (Kienberg, 797 m ü. NN)
Quelle:
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Der heutige Stadtteil Grüntal-Frutenhof wurde erstmals 1100 als Grindelen urkundlich erwähnt. Das Gehöft Frutenhof fand dagegen erst 1470 schriftliche Erwähnung. 1583 bekam Grüntal eine eigene Pfarrei.[7] Um das Jahr 1230 ist die Existenz von Igelsberg als Illigsberg gesichert, als es vom Pfalzgraf Rudolf von Tübingen zu Lehen an das Bistum Straßburg ging. Seit 1381 gehörte Igelsberg zum benediktinischen Kloster Reichenbach und kam erst 1595 zu Württemberg.[8]
Im heutigen Kniebis stand um 1250 eine Kapelle eines Herrenalber Mönchs, die 1278 zu einem Franziskanerkloster umgebaut wurde, das 1320 zu Württemberg kam. Um sich gegen mögliche Angriffe des habsburgischen Bischofs von Straßburg zu schützen, ließ der von den Habsburgern unter Friedrich dem Schönen zum Kaiser Ludwig dem Bayer übergelaufene Graf Eberhard Schanzen auf dem Kniebis errichten.[9] Der Stadtteil Musbach, namentlich das gegenwärtige Untermusbach, fand 1274 als Muosbach Eingang in Schriftstücke und war seit Anbeginn württembergisch. Wohl 1291 kam das heutige Untermusbach vom Pfalzgrafen von Tübingen zum Kloster Reichenbach. Erst 1595 wurde es württembergisch.[10] Dietersweiler fand 1347 erstmals als Dietrichsweiler urkundliche Erwähnung. Zusammen mit dem bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts als Witelineswilare bestehenden Stadtteil Wittlensweiler wurde es von den Herren von Lichtenfels an die Herren von Neuneck veräußert. Wittlensweiler ging 1473 an Württemberg, Dietersweiler folgte 1511.[11][12]
1520 bis 1534 erfolgte unter österreichischer Herrschaft eine Erzförderung in der Nähe des ehemaligen Gehöfts Schöllkopf. 1544 wurde das Kloster auf dem Kniebis aufgelöst.[9] Viele kleine Bergwerke, deren Stollen waagrecht in den Berg führten, entstanden, darunter um 1560 der nach Herzog Christoph bzw. seinem Namenspatron benannte "St.-Christoph-Erbstollen", dessen Name auch auf den Talabschnitt und die Siedlung überging,[13] die kurz darauf entstand. Die steilen Talhänge des Christophstal begünstigten die Anlage von Stollen, senkrechte Schächte blieben in Zahl und Bedeutung deutlich zurück. Aber nicht nur im Christophstal wurden Gruben angelegt. Die Charlottengrube entstand in der Nähe Lauterbads, auf dem Kienberg der Georgsstollen sowie die Grube "Schweitzer Treu". Auch in den späteren Ortsteilen wurde geschürft: In Wittlensweiler wurde zwischen 1812 und 1824 eine Grube in der Pfarrgasse („Friedrich- und Wilhelmina-Fundgrub in der Kirchgaß“) betrieben, die Schwerspat und Brauneisen förderte.[14]
Bereits 1536 wurden die Bergleute mit besonderen Privilegien ausgestattet. 1598 wurden 87 Tonnen Erz gefördert, das je Tonne bis zu 1800 Gramm Silber und 140 Kilogramm Kupfer enthielt. Die Silberschmelze wurde mit Holzkohle aus den Wäldern der Umgebung beheizt.[15] 1603 betrug die Förderung 94 Kilogramm Silber.[2] Daraus entstanden die sogenannten Christophstaler. Später konzentrierte sich der Abbau deutlich auf Kupfer sowie Eisen.
Am 23. Januar 1572 wurde unter Herzog Ludwig der Bau eines Hüttenwerkes angeordnet. Sein Nachfolger Friedrich I. sorgte im Hinblick auf eine weitgehende Rohstoff-Autarkie des Herzogtums für die Gründung weiterer Verarbeitungsbetriebe. 1595 plante Baumeister Heinrich Schickhardt eine Eisenschmiede, aus der der spätere obere Großhammer entstand. 1606-1610 kam eine Messingfaktporei mit Brennöfen und Schmiede hinzu. 1616 wurde der obere Drahtzug eingerichtet, 1621 der untere. Es entstanden ein Kupferhammer, ein Pfannenhammer, ein weiterer Großhammer, der spätere Wilhelmshammer. Zwischen Kupferhammer und (unterem) Pfannenhammer wurde eine zweite Schmelze errichtet. An einem Ort, der nicht mehr bekannt ist, stand auch eine Glockengießerei. Zwischen 1622 und 1628 wurde im Christophstal eine Münze betrieben, in der erst Münzen aus der Kipper- und Wipperzeit geprägt wurden, danach aber reguläre Münzen.[16]
Herzog Friedrich I. betrieb als Vertreter des Frühabsolutismus eine aktive Macht- und Wirtschaftspolitik. Die Förderung des Bergbaus in Christophstal und die Ansiedlung von protestantischen Glaubensflüchtlingen sollten im merkantilistischen Sinne die Einnahmen des Landesherren sichern. Die bestehenden Landesfestungen wurden ausgebaut. An der Westflanke, nahe dem strategisch wichtigen Kniebis-Pass, sollte mit Freudenstadt eine neue befestigte Residenz weitere geplante Territorialerwerbungen im Westen als Brückenschluss zu den westrheinischen Besitzungen sichern. 1595 hatte der Herzog Besigheim und Mundelsheim von Baden erworben. Im selben Jahr setzte er mit Gewalt seine Ansprüche auf Reichenbach durch. Sein weiteres Ziel war der Erwerb des Bistums Straßburg. 1604 erlangte er zumindest auf dreißig Jahre befristet die Pfandschaft Oberkirch von diesem Bistum.[17] Friedrich beauftragte seinen Baumeister Heinrich Schickhardt um das Jahr 1598, das Gebiet um das heutige Freudenstadt zu untersuchen. Rückblickend berichtet Schickhardt 1632 in der Zusammenfassung seines Lebenswerkes („Inventar“):
„Da hab ich, alß es noch ein wald gewesen, den ersten augenshein ein genommen, den Boden an vilen undershidlichen orten zemlich tief ersuochen lassen, aber wenig guots gefunden, dero wegen ich in underthonigkhait darfür gehalten, das nit Rhatsam ein Stat dahen zu bauwen […]“[18]
Dennoch bestand der Herzog auf den Bau der Stadt. Schickhardts quadratischer Grundriss für Freudenstadt geht wahrscheinlich auf Zeichnungen Albrecht Dürers in seiner Festungslehre zurück.[19] Schickhardt entwarf Freudenstadt auf Geheiß Friedrichs I. am Reißbrett. Zunächst legte er dem Herzog den als Baublockplan bekannten Entwurf vor, bei dem jeweils mehrere Häuser in Zeilen oder rechteckig, teils mit Innenhof, angelegt sind. Die massive Festung mit dem Schloss war in diesem ersten Plan in einer Ecke der Anlage vorgesehen, der Marktplatz im Zentrum der Stadt war verhältnismäßig klein geplant. Schickhardts zweiter Entwurf ist eine Fortentwicklung des Baublockplans. Es sind bereits deutliche Ansätze der später realisierten Häuserzeilen zu erkennen. Das Schloss in der damals üblichen Bauweise war abermals in einer Ecke der Anlage in die Festungsmauern eingebettet. Tatsächlich wurde Freudenstadt dann nach dem Dreizeilenplan erbaut, wobei das nun in der Mitte der Stadt geplante Schloss und die Festung erst später entstehen sollten. Diese Entscheidung ließ zu, die Stadt flexibel zu vergrößern, bis eine konstante Einwohnerzahl erreicht war. Das Schloss war im Dreizeilenplan mittig und um 45° zur geometrischen Stadt gedreht auf dem Marktplatz vorgesehen. Die geplante massive Konstruktion der Festung wurde zurückgenommen und gleicht mehr einer Stadtmauer, was darauf hindeutet, dass dem Herzog bereits zu diesem Zeitpunkt doch nicht mehr so viel an der militärischen Funktion seiner Stadt gelegen war. Gleichwohl ist ein Plan Schickhardts bekannt, der den Dreizeilenplan um eine mächtige Festung erweiterte. Ob es sich dabei mehr um eine „Spielerei“ oder um eine echte Planung handelte, ist allerdings nicht bekannt. Umgeben wird das Zentrum auf dem Plan von drei Häuserzeilen, die an ein Mühlebrett erinnern. Selbst die Namen der ersten Bewohner, vornehmlich Handwerker, die vom Bau der neuen Stadt profitieren wollten, sind eingetragen. Diese Anmerkungen dürften von Elias Gunzenhäuser, dem örtlichen Bauleiter, stammen.
Der 22. März 1599, als die ersten Häuser und Straßen von Schickhardt in Anwesenheit des Herzogs abgesteckt wurden, gilt als das Gründungsdatum der Stadt. Die Häuser am Marktplatz hatten zum Platz hin ausgerichtete Dachgiebel und wurden daher „Giebelhäuser“ genannt. Es handelte sich um typische Fachwerkhäuser. Ein vom Zimmermann aufgestelltes Gerüst aus Balken wurde mit Mauerwerk ausgefüllt und hell verputzt, während die Balken, die zum Teil sichtbar blieben, dunkel angestrichen wurden. Heute sind im Stadtkern keine Häuser dieser Bauweise mehr erhalten. Im wenig entfernten Dornstetten ist diese Bauweise im historischen Ortskern noch sichtbar.
Am 1. Mai 1601 erfolgte die Grundsteinlegung für die wohl von Elias Gunzenhäuser entworfene Stadtkirche, die am Marktplatz als Winkelkirche gebaut wurde.[20] Ab 1602 wurden in der Nordwestecke - ebenfalls durch Gunzenhäuser - das Kaufhaus, in den 1660er Jahren in der Nordostecke das Rathaus, beide ebenfalls als Winkelbauten erbaut. Am 6. Mai, wurde die „Stadt ob Christophstal“ erstmals urkundlich als „Freudenstadt“ erwähnt. Wie es zu dieser Namensgebung kam, ist nicht geklärt. Am 3. November erfolgte eine Ausschreibung, mit der gezielt Ansiedlungswillige angesprochen wurden, denen Bauplatz, Holz und Felder versprochen wurden.[21] Auf diese Art wurden vor allem von der habsburgischen Gegenreformation betroffene protestantische Glaubensflüchtlinge aus den österreichischen Kronländern Steiermark, Kärnten und Krain in die junge Stadt gelenkt. Da viele Flüchtlinge aus Krain nur slowenisch sprachen, predigte bald auch ein slowenischer Pfarrer. 1603 erhielt die junge Stadt ein Wappen, den ersten Bürgermeister und zwei Jahre später ihre Gemarkung. Hierzu wurden Teile des Dornstetter Waldgedings und der Nachbargemeinde Baiersbronn abgetrennt. Freudenstadt wurde Sitz eines kleinen Amtes.
Da sich die Einwohnerzahl gut entwickelte, ordnete Herzog Friedrich I. die Vergrößerung der Stadtanlage an. Schickhardt erstellte daraufhin den Fünfzeilenplan. Zwei zusätzliche Häuserreihen sollten zusammen mit den drei bestehenden etwa 2500 Einwohnern Wohnplatz bieten. 1608 starb Herzog Friedrich I. von Württemberg jedoch. Da die bisherigen Parzellen der nunmehr vierzeiligen Stadt zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig bebaut waren, baten die Bürger seinen Sohn und Nachfolger, Johann Friedrich von Württemberg, zumindest die Erweiterung um eine fünfte Häuserzeile aufzugeben. Diesem Gesuch wurde stattgegeben. Nach dem Tod des Herzog Friedrichs wurden auch die Pläne für das Schloss in „Friedrichs Stadt“ nicht mehr berücksichtigt. Die freie Fläche im Zentrum blieb somit ein riesiger Platz, der heute als größter bebauter Marktplatz Deutschlands gilt (siehe weiter unten: Städtebeziehung u. a. zu Heide, mit dem größten unbebauten Marktplatz Deutschlands). Außerdem besaß die Stadt lange Zeit keine Stadtmauer. Zwar gab es hierfür immer wieder Pläne (beispielsweise Schickhardts Plan von 1612, siehe oben), teils wurden auch Arbeiten begonnen, tatsächlich umgesetzt oder fertiggestellt wurden die Vorhaben jedoch nie. 1616 erfolgte dann mit dem Weiler St. Christophstal die erste Eingemeindung in die junge Stadt.
Nur wenige Jahre nach der Gründung, als schon fast 3.000 Einwohner in Freudenstadt gelebt haben soll, brach 1610/11 die Pest aus und soll 800 Menschen hinweggerafft haben. Weitere 900 sollen daraufhin abgewandert sein. Viehkrankheiten und Missernten verschlimmerten die Situation. 1632 brach im Gasthaus Zum Güldenen Barben am unteren Marktplatz ein Brand aus, der sich wegen der Anordnung der Fachwerkhäuser in Häuserzeilen schnell ausbreitete. Heinrich Schickhardt vermerkt zum Ausmaß des Schadens:
„Auff den 24. Maii anno 1632 ist in der Fredenstatt eine ershröckhliche brunst außgangen, [darin sind 3 Personen gestorben und 144 Häuser abgebrannt. Das Feuer ist in der Herberge zum Güldenen Barben ausgebrochen, welches das erste Haus überhaupt in dieser Stadt war. Es ist ein Überschlag gemacht worden, dass sie zu Erbauung der abgebrannten Häuser samt 8 Scheuern bedürfen an Eichen- und Tannenbauholz: 18.577 Stämme, Bretter 44.125 und Latten 44.350.]“[18]
Nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen im Dreißigjährigen Krieg wurden durch kaiserlich-habsburgische Truppen erneut Gebäude in Brand gesetzt und die wenigen verbliebenen Einwohner beinahe gänzlich ermordet und geplündert. Die Einwohnerzahl in jenen Tagen dürfte im niedrigen zweistelligen Bereich gelegen haben. 1635 brach zudem erneut die Pest aus, die wiederum beinahe jegliches Leben vernichtete. Freudenstadt blieb über Jahre weitgehend verödet. Selbst 1652, fast zwanzig Jahre nach den tragischen Ereignissen, ist in Aufzeichnungen nur von etwa 300 Bürgern die Rede.[22]
Erst ab 1667 zeigte sich wieder eine gewisse Dynamik in der Stadtentwicklung, als diese von Herzog Eberhard III. zur Festung erklärt und endlich mit dem Bau der lange ersehnten Stadtmauer begonnen wurde. Eberhard III. galt als den Freudenstädtern sehr zugeneigt und half der Bevölkerung in vielerlei Weise. Damit die Einwohner in der Stadt blieben, erhielten sie sechs Jahre Steuerfreiheit. Neue Bürger brauchten zwölf Jahre keine Steuern zu zahlen. Es gab verbilligte Bauplätze, das Bauholz wurde verschenkt. Erstmals nach der langen Kriegszeit wurden die Ämter wieder besetzt. Auch die Lateinschule, ein Eckbau hinter der Stadtkirche, wurde wieder eröffnet. In Freudenstadt gedieh das Leben wieder. Der Bau der Festung kam vor allem bis 1674 gut voran, als wieder einmal der Tod eines Monarchen die Stadtentwicklung bedeutend prägte.
Das Königliche Statistisch-Topographische Bureau[23] beschreibt die damals erbauten vier "massiven, sehr festen, gewölbeartigen" Stadttore 1858 genauer. Das Stuttgarter Thor im Osten war mit "aus Stein gehauenen Kanonen- und Mörserläufen verziert" und trug die herzögliche Inschrift E.H.Z.W. 1668 (für Eberhard Herzog zu Württemberg) sowie das Württembergische und Dettingische Wappen. Es beherbergte außerdem oberamtsgerichtliche Gefängnisse. Das Straßburger Tor im Süden war "weniger reich verziert" und erhielt dieselben Wappen und die Inschrift 1678. Über dem Torbogen befand sich eine vermietete Wohnung und jeweils ein Gefängnis des Oberamts und des Oberamtsgerichts. Das Murgthal-Thor im Westen umfasste die Wohnung des Oberamtsdieners und zwei Gefängnisse des Oberamts Freudenstadt. Die Inschriften lauteten E.H.Z.W. 1631 auf der Außenseite und F.C.H.Z.W. 1681 auf der Innenseite. Dies entspricht den Initialen von Friedrich Carl, dem Vormund des Herzogs Eberhard Ludwigs. Das Hirschkopf-Thor im Norden war mit der Jahreszahl 1622 beschriftet und damit das älteste Stadttor. Dort waren die Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners sowie drei Gefängnisse des Oberamtsgerichts untergebracht.
Auf dem Kniebis entstanden 1674 bis 1675 Befestigungswälle für den Reichskrieg gegen Ludwig XIV., den Sonnenkönig. Herzog Karl Alexander ließ diese zum Fort Alexander ausbauen, heute gemeinhin bekannt als Alexanderschanze. Die Schanze war von 1799 bis 1801 in den Koalitionskriegen Schauplatz von Feindseligkeiten zwischen Österreichern und Franzosen. Diesen fiel auch das Klostergebäude Kniebis in einem Brand zum Opfer.[9]
1721 entsteht mit dem von Christoph Wilhelm Dietrich gegründeten und namensgebenden Gut Lauterbad eines der ersten Gebäude im heute zum Stadtteil Dietersweiler gehörenden Weiler Lauterbad.
1737 wurde Freudenstadt Standort einer kleinen Garnison. 1759 wurde das Amt Freudenstadt zum Oberamt erhoben. 1784 wurde der Bergbau mit der Schließung des Stollens Dorothea im Christophstal gänzlich eingestellt. 1833 erfolgte eine Vergrößerung des Stadtgebiets um etwa 2300 Hektar Wald des ehemaligen Waldgedings und 1837 eröffnete eine „Siechstation“ mit vier Betten. Freudenstadt wurde zusehends zu einer Stadt des Handwerks, was durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz mit der Gäubahn Stuttgart–Freudenstadt 1879 begünstigt wurde. 1864 wurden die Freudenstädter Stadttore abgerissen. 1876 gab der damalige Stadtschultheiß Hartranft die Absicht bekannt, Freudenstadt mit seiner reinen Luft zur Kurstadt zu machen. Das Vorhaben gelang, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte ein stetig wachsender Kurbetrieb ein. Zu den bekanntesten Hotels jener Zeit gehörten das Hotel Rappen, das Schwarzwaldhotel Waldlust der Hotelier-Familie Luz und das Hotel Palmenwald des Stuttgarter Unternehmers Lechler. Insgesamt gab es um 1930 rund 20 Hotels in der kleinen Stadt, davon fünf der höchsten Kategorie. Freudenstadt war als Kurort weltweit bekannt und zog Gäste wie den englischen König Georg V., die schwedische Königin, John D. Rockefeller, Mark Twain oder den Sultan von Selangor an.
1888 wurde das Bezirkskrankenhaus in der Herrenfelderstraße eröffnet. Zwei Stadtärzte und zwei Diakonissen nahmen ihren Dienst auf.[24] Die Stadt wurde zum beliebten Urlaubsort für Großstadtbewohner. 1899 wurde anlässlich des 300-jährigen Stadtjubiläums ein Aussichtsturm auf dem Freudenstädter Hausberg, dem Kienberg, eröffnet und auf den Namen Friedrichsturm (nach Herzog Friedrich I.) getauft.
1938 wurde das Oberamt Freudenstadt in Landkreis Freudenstadt umbenannt. Während des Zweiten Weltkriegs entstand auf dem fast 1.000 Meter hoch gelegenen heutigen Stadtteil Kniebis, unweit der Alexanderschanze, eine Befehlszentrale der Wehrmacht zur Verteidigung der Westfront – das Führerhauptquartier Tannenberg. An der Schanze wurden neue Sicherungsanlagen als Teil des Westwalls gebaut. In Freudenstadt selbst wurden viele Verwundete behandelt. Der einwöchige Besuch Adolf Hitlers 1940 nach dem Frankreichfeldzug zur Einweihung des Hauptquartiers und im Freudenstädter Lazarett wurde in Wochenschauberichten propagandistisch dargestellt. Freudenstadt und das Umland wurden damit in Frankreich zu einem Symbol des Naziregimes und der französischen Niederlage, was 1945 eine nicht unwichtige Rolle spielen sollte.
Am 16. April 1945, nur wenige Wochen vor dem Kriegsende, wurde die Stadt unerwartet von Truppen der 1. französischen Armee unter General Lattre de Tassigny angegriffen, wobei es durch Bombenabwurf und Artilleriebeschuss zu großflächigen Zerstörungen kam. Freudenstadt war Knotenpunkt des französischen Vordringens Richtung Stuttgart wie zum Hochrhein, während die Amerikaner im Rhein-Maingebiet nach Osten vorgingen.[25] Die Wehrmacht hatte vier Stunden vor dem Einmarsch der Franzosen in Freudenstadt die drei Fachwerkviadukte der Gäubahn Stuttgart–Freudenstadt gesprengt,[26] da die Bahnlinie nicht dem Feind in die Hände fallen sollte. Der französische Heeresbericht nennt eine Abteilung der SS (nach deutschen Quellen ein Dutzend sogenannter Werwölfe[25]), die im Vorfeld Freudenstadts eine Sperre errichtet hatten. Freudenstadt geriet mit Unterbrechungen etwa 16 Stunden lang unter Artilleriefeuer. Kein Einwohner wagte es, den französischen Truppen zur Übergabe der Stadt entgegenzugehen, umgekehrt rechneten diese mit erheblichem militärischen Widerstand in der Stadt.[27] Da die Hauptwasserleitung durch US-amerikanische Luftangriffe[28][A 2] und die wichtigsten Feuerwehrwagen vom Artilleriebeschuss zerstört worden waren, breiteten sich Feuer nahezu ungehindert aus. Teilweise wurde Gülle zum Feuerlöschen verwendet.[27] Eine Übergabe fand erst statt, als die französischen Truppen bis zum Rathaus vorgerückt waren.[25] Es gab einige Dutzend zivile Opfer; etwa 600 Gebäude, 95 Prozent der gesamten Innenstadt, wurden in der Nacht vom 16. auf den 17. April durch direkte oder indirekte Einwirkung zerstört und 1400 Familien obdachlos. Beim Einmarsch der französischen Truppen und den folgenden drei Tagen kam es zu teilweise heftigen Übergriffen.[29] Nach Angaben der Ärztin Renate Lutz seien allein bei ihr über 600 vergewaltigte[30] Frauen in Behandlung gewesen.[31] Auf Vorhaltungen habe die Zivilbevölkerung laut Berichten von Zeitzeugen auch die Antwort erhalten, es sei Krieg, Freudenstadt müsse drei Tage brennen.[32]
Viele der verschont gebliebenen Bauten wurden in der Folgezeit von der französischen Besatzung beansprucht. Zahlreiche Familien hausten in notdürftig überdachten Kellerräumen. Insgesamt reduzierte sich der durchschnittliche Wohnraum je Einwohner auf unter acht Quadratmeter. Die Zeit war von großer Not geprägt, die Trümmerentfernung erfolgte anfänglich nur schleppend.
„Der neue Stadtplan lehnt sich an die geschichtlichen und natürlichen Begebenheiten an und entwickelt den alten Plan [Schickhardts] mit modernen Mitteln weiter. Damit ist er freilich ein neuer Plan geworden. Aber er berücksichtigt liebgewordene Tradition, vor allem dadurch, daß er nicht nur den großen Marktplatz beibehält, sondern die in ganz Deutschland berühmten, einzigartigen Arkaden. Die Stadt wird ein neues Gesicht und eine neue Atmosphäre erhalten, nachdem das Alte uns unwiederbringlich verloren ist. Aber sie ist nicht nur Neuentwicklung, sondern Fortentwicklung.“
– Ludwig Schweizer[33]
Es setzte eine lange Diskussion über den Wiederaufbau der Stadt ein. Modelle einheimischer Architekten sowie renommierter Stadtplaner jener Zeit wurden begutachtet. Es galt, eine ausgewogene Mischung zwischen Tradition und Moderne zu finden. Der Wohnraum sollte beim Wiederaufbau den veränderten Lebensgewohnheiten angepasst werden. Bereits 1945 wurde eine große Zahl unterschiedlicher Pläne (von Paul Heim, Hermann Gabler, Adolf Abel, Paul Schmitthenner und anderen) zum Wiederaufbau vorgelegt.
In manchen Konzepten war die Verkleinerung des als übergroß empfundenen Marktplatzes vorgesehen.[A 3] Fraglich war auch der trauf- oder giebelständige Wiederaufbau am Marktplatz. Die „Abgebrannten“ forderten einen Wiederaufbau ihrer Häuser auf den alten Parzellengrenzen. Andererseits waren der zunehmende Verkehr und eine moderne Stadtplanung zu berücksichtigen. Bei den Konflikten setzte sich unter anderem Carlo Schmid vermittelnd ein.[34] Letztendlich konnte sich die traditionelle Minderheit um Ludwig Schweizer und dessen Lehrer Schmitthenner gegen die sonst vorherrschende,[A 4] modernistische Fachmeinung durchsetzen.[35] Beide waren Vertreter der Formensprache der Stuttgarter Schule mit ihrer Heimatschutzarchitektur. Schweizer wurde zum Stadtbaumeister ernannt. Zusammen mit der Stadtverwaltung unter Bürgermeister Hermann Saam entstand ein detailliertes und einheitlich durchgeplantes Konzept zum Wiederaufbau. Freudenstadt entstand so innerhalb von nur fünf Jahren abermals als Planstadt.
Begünstigt wurde der schnelle Wiederaufbau dadurch, dass Freudenstadt neben Friedrichshafen die einzige Stadt im Bundesland Württemberg-Hohenzollern mit derart starken Zerstörungen war und deshalb großzügige Unterstützung erhielt. Die Art und das Ausmaß des ganzheitlichen Freudenstädter Wiederaufbaus sowie das damit verbundene enorme bürgerliche Engagement brachte der Stadt viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Insbesondere Stimmen aus der DDR lobten das Zurückgreifen auf „nationale Traditionen“[34] als vorbildlich, wohingegen die lokale KPD 1949 als einzige Partei im Stadtrat gegen den traditionellen Wiederaufbau mit Giebelhäusern gestimmt hatte. In Zusammenhang mit dem letztendlich gelungenen Wiederaufbau wird gerne vom „Wunder von Freudenstadt“ gesprochen.[A 5] Er gilt heute noch als Gesamtkunstwerk, das wie in wenigen anderen Städten den Zeitgeist der 1950er Jahre ausdrückt.[34] Daher existiert zur Wahrung des einheitlichen Erscheinungsbildes bis in die Gegenwart eine sehr strenge Gestaltungssatzung für die Innenstadt.[36]
Württemberg-Hohenzollern ging 1952 im Bundesland Baden-Württemberg auf. Der IX. Internationale Bürgermeisterkongress der IBU[37] 1958 in Freudenstadt leitete eine Wende in den deutsch-französischen Beziehungen auf kommunaler Ebene ein[38] und führte zu einer Vielzahl von Städtepartnerschaften. Freudenstadt ging daraufhin 1961 eine Partnerschaft mit der Stadt Courbevoie im Großraum Paris ein. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 erhielt der Landkreis Freudenstadt seine heutige Ausdehnung, Freudenstadt blieb Amtssitz des vergrößerten Kreises. Dieser wurde gleichzeitig Teil der neu gegründeten Region Nordschwarzwald, die damals dem neu umschriebenen Regierungsbezirk Karlsruhe zugeordnet wurde. Damit wurde das ehemals württembergische Freudenstadt nunmehr von der ehemaligen badischen Hauptstadt Karlsruhe aus verwaltet.
1965 beschloss der Kreistag den Neubau des Freudenstädter Krankenhauses auf dem Gebiet Zehnmorgen in der Nordstadt. Der Bau wurde 1976 fertig gestellt. Seit 1977 ist das renovierte Gebäude des alten Krankenhauses der Sitz des Landratsamts. In den 1980er Jahren widersetzten sich viele Freudenstädter den Plänen von Bund und Land, den ausufernden Verkehr der Ost-West-Achse Straßburg–Freudenstadt–Tübingen mithilfe eines Tunnels aus der Innenstadt zu verbannen und damit der Stadtentwicklung neue Wege zu ebnen. Insbesondere Einzelhändler fürchteten Umsatzeinbußen durch den verminderten Durchgangsverkehr. Der Bürgerprotest war erfolgreich, gilt heute jedoch als die größte Fehlentscheidung der Nachkriegszeit. 1983 wurde das städtische Hallenbad Panoramabad eröffnet. Ebenfalls in den 1980er Jahren wurde das bereits bestehende Kurhaus um ein Kongresszentrum erweitert (siehe Kurhaus und Kongresszentrum Freudenstadt). 1986 überschritt die Einwohnerzahl die Grenze von 20.000. Auf Antrag der Stadtverwaltung beschloss die baden-württembergische Landesregierung mit Wirkung vom 1. Januar 1988 die Erhebung Freudenstadts zur Großen Kreisstadt. 1989 wurde das Kur- und Kongresszentrum eingeweiht und unter dem oberen Marktplatz entstand eine großräumige Tiefgarage. Dadurch wurde der Marktplatz weitgehend autofrei und zur Fußgängerzone erklärt.
Anlässlich der 400-Jahr-Feier der Stadt 1999 fand ein Festumzug statt. Der Umbau des unteren Marktplatzes zum Stadtpark wurde mit fünfzig beleuchteten Fontänen vollendet und ein neu entdecktes früheres Bergwerk in unmittelbarer Nähe des heutigen Facharztzentrums als Besucherbergwerk für den Publikumsverkehr freigegeben. 2003 erhielt Freudenstadt mit den Linien S31 und S41 Anschluss an das Karlsruher Stadtbahnnetz. Die gelben Fahrzeuge prägen seitdem das Stadtbild und geben dem Tagestourismus einen kräftigen Impuls. Im Oktober 2008 wurde mit dem vierspurigen Ausbau der Stuttgarter Straße (B 28 innerorts) als Hauptschlagader der Stadt begonnen.[39][40]
Das Wappen der Stadt Freudenstadt zeigt in rotem Schild unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze liegende Hirschstange, zwei voneinander gekehrte silberne Fische (Barben), zwischen ihnen ein goldenes F. Die Stadtflagge ist Rot/Weiß.
Das Wappen wird bereits seit 1603 geführt. Die Hirschstange symbolisiert das Herzogtum Württemberg, die Barben sind dem Wappen der Grafschaft Mömpelgard entnommen, die damals zu Württemberg gehörte, das „F“ weist auf den Stadtgründer, Herzog Friedrich I. von Württemberg, hin. Die heutige Blasonierung des Wappens wurde vermutlich erst um 1926 festgelegt, nachdem es ursprünglich eine rote Feldfarbe hatte. Die Stadtflagge wurde erst 1950 vom Staatsministerium Württemberg-Hohenzollern verliehen.
Bereits kurz nach der Stadtgründung wurde Christophstal, das ursprünglich zu Dornstetten gehörte, eingemeindet. Erst 1926 folgte mit Zwieselberg die nächste Eingemeindung. Der Stadtteil gehörte vorher zur Gemeinde Reinerzau. Die einschneidendste Änderung brachte die Gebietsreform des Landes Baden-Württemberg in den 1970er Jahren in deren Folge am 1. Juli 1971 Igelsberg und am 1. Januar 1972 Grüntal (mit Frutenhof) eingegliedert wurden. Am 1. Januar 1975 folgten Dietersweiler (mit Lauterbad), Untermusbach (mit Obermusbach) und Wittlensweiler sowie die vorher zu Baiersbronn und Bad Rippoldsau gehörenden Teile des Weilers Kniebis, der bereits überwiegend zu Freudenstadt gehörte.
Nach der Gründung im Jahr 1599 wuchs die Einwohnerzahl der Stadt bis Anfang 1610 auf 2.000 bis 3.000 an und gehörte damit zum Kreis der schwäbischen Städte. Nach der Pest, einem Stadtbrand, Hungersnöten und dem Dreißigjährigen Krieg lebten 1652 kaum noch Menschen im Ort. Es dauerte über 200 Jahre, bis sich die Stadt bevölkerungsmäßig erholte. 1849 konnten bei einer Volkszählung 5.154 Einwohner ermittelt werden, um 1930 war die Zehntausendermarke überschritten, die seitdem nur in den Kriegsjahren 1939–1945 unterschritten wurde. 1970 waren 14.375 Bürger mit Hauptwohnsitz in Freudenstadt gemeldet. Durch die baden-württembergische Gebietsreform in den frühen 1970ern wuchs die Einwohnerzahl durch Eingemeindungen auf 19.454 an. 1986 wurde die 20.000-Einwohner-Schwelle überschritten. Seit 1995 erweist sich die Einwohnerzahl mit knapp unter 24.000 als konstant.
Datum | Einwohner | Datum | Einwohner | Datum | Einwohner | Datum | Einwohner | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1603 | 255 (Bürger) | 1. Dez. 1880¹ | 6.026 | 1946 | 9.634 | 27. Mai 1987¹ | 21.090 | |||
1609 | etwa 2.000 | 1. Dez. 1890¹ | 6.271 | 13. Sep. 1950¹ | 10.689 | 31. Dez. 1990 | 22.935 | |||
1676 | 1.057 | 1. Dez. 1900¹ | 7.076 | 6. Jun. 1961¹ | 14.213 | 31. Dez. 1995 | 23.809 | |||
1744 | 1.461 | 1. Dez. 1910¹ | 8.456 | 27. Mai 1970¹ | 14.375 | 31. Dez. 2000 | 23.557 | |||
1803 | 2.270 | 16. Jun. 1925¹ | 9.785 | 31. Dez. 1975 | 19.454 | 31. Dez. 2005 | 23.910 | |||
1849 | 5.154 | 16. Jun. 1933¹ | 10.575 | 31. Dez. 1980 | 19.348 | 31. Dez. 2006 | 23.942 | |||
1. Dez. 1871 | 5.145 | 17. Mai 1939¹ | 10.999 | 31. Dez. 1986 | 20.058 | 31. Dez. 2007 | 23.776 |
Die Kommunalwahl am 7. Juni 2009 ergab folgende Sitzverteilung:
Fraktion | Stimmenanteil | Sitze | +/- |
---|---|---|---|
CDU | 32,3 % | 9 | −2 |
Freie Wähler Vereinigung | 27,5 % | 7 | ±0 |
SPD | 18,5 % | 5 | −1 |
Bürgeraktion | 21,7 % | 6 | ±0 |
Summe | 100 % | 27 | −3 |
+/-: Veränderung der Sitze im Vergleich zur Wahl 2004
Die Stadt Freudenstadt wurde schon nach ihrer Gründung nach württembergischem Muster verwaltet, das heißt, es gab einen Magistrat mit mehreren Bürgermeistern, die anfangs die Bezeichnung Stadtschultheiß trugen (die Bezeichnung Bürgermeister wurde in Württemberg 1930 eingeführt). Seit Erhebung zur Großen Kreisstadt 1988 trägt das Stadtoberhaupt die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister.
Am 13. April 2008 wurde der Erolzheimer Julian Osswald (CDU), ehemaliger Direktor des Regionalverbands Donau-Iller, mit 82,48 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Er hatte zwei Gegenkandidaten. Seine Vereidigung erfolgte am 2. Juli 2008.
Die ehemaligen Bürgermeister von Freudenstadt sind:
unbekannt: Balthasar (d. Ältere) Münster (* 1648; † 1728) |
1948–1955: Hermann Saam (FDP/DVP) |
Die Partnerschaft mit dem französischen Courbevoie stand am Anfang der Ausweitung der deutsch-französischen Städtepartnerschaften Anfang der 1960er Jahre und wird seit 1961 intensiv betrieben.[41] Es finden regelmäßig Schüleraustausche sowie kulturelle und kommunalpolitische Besuche statt. Zusätzlich unterhält Freudenstadt drei Städtefreundschaften. Die Freundschaft mit Männedorf in der Schweiz besteht seit etwa 1960, jene mit Heide in Schleswig-Holstein seit 1989. Letztere beruht auf der Tatsache, dass Heide ebenfalls den Anspruch erhebt, den größten Marktplatz Deutschlands zu besitzen. Die Städte einigten sich mittlerweile darauf, dass beide Marktplätze gleich groß sind, wobei Heide den größten unbebauten und Freudenstadt den größten bebauten Marktplatz Deutschlands hat. Eine weitere Städtefreundschaft besteht seit 1990 mit Schöneck. Einige Freudenstädter Schulen und Vereine pflegen einen regen Austausch mit dem polnischen Partner-Landkreis Tomaszów Lubelski. Mit dem Fremdsprachengymnasium in Lowetsch, Bulgarien findet ebenfalls ein regelmäßiger Schüleraustausch statt.
Unter anderem sind folgende vernetzte soziale Einrichtungen in der Stadt präsent: Die Kinder- und Jugendwerkstatt EIGEN-SINN soll in sozialen Gruppenarbeiten die persönlichen, sozialen und schulischen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördern und entwickeln, damit diese selbst neue und eigene Handlungs- und Konfliktlösungsstrategien und letztlich eine eigene zukunftsfähige Lebensstrategie entwickeln können. Die Erlacher Höhe, die auch in sechs weiteren Landkreisen in Baden-Württemberg vertreten ist, setzt sich dafür ein, dass Menschen in sozialen Notlagen respektiert und geachtet werden und soziale Ausgrenzung abgebaut wird. Die Diakonie setzt sich für Arme, Ausgegrenzte und sozial Benachteiligte ein. Das Mehrgenerationenhaus Familien-Zentrum-Freudenstadt e. V. stellt „sozialen Raum“ bereit, in dem Menschen, v. a. Mütter und ältere Menschen, sich (wieder) als Teil einer Gemeinschaft begreifen können. Im Kinder-und Jugendzentrum Freudenstadt (KiJuz) wird für Grundschulkinder und Jugendliche offene Kinder- und Jugendarbeit angeboten. Des Weiteren bietet die Katholische Junge Gemeinde (KjG) Freudenstadt Aktionen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit an.
Freudenstadt liegt an der Sprachgrenze zwischen den schwäbischen und alemannischen Dialekten. Innerhalb der Raumgliederung der schwäbischen Mundart befindet sich Freudenstadt im Freudenstädter Raum, der sich von Alpirsbach über Freudenstadt bis in die Altensteiger Gegend erstreckt. Im Westen grenzt das Baiersbronner Gebiet, im Norden das Obere Enzgebiet und im Osten der Obere Neckarraum an. Im Süden schließt sich das Oberrheinalemannische an. Der Gebrauch des Dialekts ist, wie im gesamten schwäbischen Raum, immer noch sehr lebendig. Die Mundart wird für gewöhnlich sowohl in der Freizeit als auch im Betrieb, in öffentlichen Ämtern sowie in den Schulen gesprochen und akzeptiert. Allerdings geht der Trend besonders in der Kernstadt und bei jüngeren Menschen zu einer Art Regiolekt, einer dialektal geprägten Hochsprache.
In Kniebis stand ursprünglich eine seit 1535 ungenutzte Klosterkirche, die 1799 von den Franzosen niedergebrannt wurde. Infolge der württembergischen Gründung war Freudenstadt lange Zeit eine fast gänzlich protestantische Stadt. Zunächst gehörte die junge Gemeinde zum Dekanat beziehungsweise Kirchenbezirk Herrenberg innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. 1672 wurde Freudenstadt Sitz eines eigenen Dekanats (→ Kirchenbezirk Freudenstadt), das das gesamte Freudenstädter Umland umfasst. Zunächst gab es nur die evangelische Stadtkirchengemeinde, 1960 entstand dazu die Martinskirche. Beide Kirchen bilden mit der Gemeinde Kniebis die Gesamtkirchengemeinde Freudenstadt. Auch in den anderen Stadtteilen gibt es evangelische Kirchen beziehungsweise Kirchengemeinden. In Dietersweiler, das zunächst eine Filialgemeinde von Glatten war, wurde 1901 eine eigene Pfarrei eingerichtet. Die dortige Kirche ist gotischen Ursprungs und wurde 1745 umgebaut. Grüntal war zunächst eine Filialgemeinde von Dornstetten, wurde aber bereits 1583 eigene Pfarrei. Die Pfarrkirche mit romanischem Turm wurde 1592 von Heinrich Schickhardt errichtet und 1871 erneuert. In Igelsberg gibt es eine evangelische Kirche im ummauerten Friedhof. Die Gemeinde Untermusbach ist eine Filialgemeinde von Grüntal. Wittlensweiler ist seit 1899 Pfarrei. Die alte Kirche wurde 1968 erneuert.
Im 19. Jahrhundert zogen vermehrt Katholiken nach Freudenstadt. Bereits 1859 gründeten sie eine eigene Pfarrei. Ihre Kirche Christi Verklärung (Taborkirche genannt) ist jedoch ein Neubau von 1931. Die Pfarrgemeinde Christi Verklärung Freudenstadt ist zusätzlich für die Katholiken des Umlands zuständig und bildet zusammen mit der katholischen Pfarrgemeinde Alpirsbach eine Seelsorgeeinheit innerhalb des Dekanats Freudenstadt der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Ebenfalls im 19. Jahrhundert entstand in Freudenstadt eine christliche Gemeinschaft, die sich später als Altpietistische Gemeinschaft bezeichnete. Ihre Mitglieder nennen sich Apis und gehören zur Evangelischen Kirche von Württemberg. Freikirchen sind außerdem zwei Gemeinden und Teile des Sozialwerks Süd (unter anderem die Klinik Hohenfreudenstadt) der Evangelisch-methodistischen Kirche, die Volksmission entschiedener Christen, die Heilsarmee, die Siebenten-Tags-Adventisten, die dem Mülheimer Verband angehörende Christus-Gemeinde, die Vineyard-Gemeinde und die Crossroads International Church, die zur Gemeinde Gottes Deutschland gehört. Eine freie christliche Gemeinde hat sich den Namen GOTOP gegeben. Die Neuapostolische Kirche, die zum Apostelbereich Tübingen gehört, ist ebenfalls mit drei Gemeinden vertreten. Diese befinden sich in Freudenstadt sowie in den Stadtteilen Dietersweiler und Wittlensweiler.
Eine jüdische Gemeinde konnte sich nie wirklich etablieren. Um 1870 lebten nur zwei jüdische Personen in der Stadt, 1910 waren es 13. Eher kamen noch Kurgäste jüdischen Glaubens in koschere Hotels, wie die 1907 eröffnete Villa Germania oder das 1911 eröffnete Hotel Teuchelwald. Die wenigen ortsansässigen Juden schlossen sich der nächstgelegenen jüdischen Gemeinde in Horb an.[42]
Der Türkisch-Islamische Kulturverein e. V. unterhält die Fatih-Moschee. Ferner gibt es ein Gebäude für religiöse Zeremonien der Aleviten.
Bekannt ist Freudenstadt vor allem durch den größten bebauten Marktplatz Deutschlands, auf dem eigentlich ein Schloss stehen sollte (s. Abschnitt zur Geschichte). Er gilt als das Wahrzeichen der Stadt und ist circa 4,5 Hektar groß und mit den Maßen 219x216m fast quadratisch. Charakteristisch sind die umlaufenden Laubengänge, die Arkaden genannt werden.
An der südlichen Ecke des Platzes steht die evangelische Stadtkirche. Ihr Grundriss ist L-förmig, die Kanzel befindet sich im Winkel zwischen den beiden Flügeln. Diese Winkelkirche ist eine von zweien in Deutschland,[A 6] welche aufgrund örtlicher Gegebenheiten als solche geplant wurden. Im 19. Jahrhundert waren die Geschlechter beim Kirchgang getrennt, Frauen und Männer saßen in verschiedenen Kirchenschiffen, zwischen denen kein Blickkontakt bestand. Nur der Pfarrer konnte vom Altar aus in beide Kirchenschiffe blicken, die noch heute Frauenschiff und Herrenschiff genannt werden.
An der gegenüberliegenden nördlichen Ecke des Marktplatzes steht das Rathaus. Im Zentrum des Platzes befindet sich das Stadthaus, in dem das Heimatmuseum mit den Abteilungen Volkskunde, Stadtgeschichte, Handwerk und Fremdenverkehr sowie die Stadtbücherei untergebracht sind. Eine Gedenksäule daneben erinnert an den Wiederaufbau der Stadt nach der Zerstörung im Weltkrieg. Unter Anspielung auf die Finanzierung des Wiederaufbaus wird das Denkmal im Volksmund Hypothekenvenus genannt.
Der Friedrichsturm ist ein im Jahr 1899 anlässlich des 300-jährigen Stadtjubiläums auf dem Kienberg erbauter Aussichtsturm.
Eine kulturhistorische Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Silberbergwerk beim heutigen Facharztzentrum als Besucherbergwerk. Die Schwarzwaldhochstraße, Teil der B 500, ist die älteste Ferienstraße Deutschlands und verbindet Freudenstadt mit Wander- und Skigebieten des Nordschwarzwalds und der Stadt Baden-Baden. Freudenstadt liegt an der Deutschen Alleenstraße von Rügen nach Konstanz. Die Schwarzwald-Fernwanderstrecken Mittelweg und Ostweg führen durch die Stadt.
Dank der zentralen Lage und seiner touristischen Prägung verfügt Freudenstadt im Vergleich zu ähnlich großen Städten über ungewöhnlich viel Freizeitmöglichkeiten. So besteht seit 1929 ein Golfclub.[43] Seine Anlage gilt als eine der ältesten in Deutschland.
Über den Landkreis hinaus bekannt ist das Panoramabad in der Nordstadt mit einem Wellness-Bereich und einer „Saunalandschaft“. Erreichbar ist das Bad auch mit der Stadtbahn (Haltestelle Schulzentrum-Panoramabad). Für den Mannschaftssport stehen in der Kernstadt drei Turnhallen, ein Stadion und mehrere Ballsportplätze zur Verfügung. Am Schierenberg gibt es mehrere Tennisplätze. Ebenfalls in der Nordstadt gelegen ist ein Reitverein.[44] Eine Fußballschule hat ihren Sitz bei den Stadionanlagen. Für Wanderungen und Nordic Walking stehen viele gut ausgebaute und beschilderte Wanderwege zur Verfügung. Bei ausreichender Schneelage bieten sich Langlauf oder der Skilift am Stokinger-Hang im Stadtteil Lauterbad an. Noch besser sind die Wintersportmöglichkeiten im höher gelegenen Ortsteil Kniebis.
Die Stadt verfügt über zwei Kinos. Das Subiaco im Kurhaus ist nicht-kommerziell und auf alternative Filme ausgerichtet. Das Central-Kino beim Amtsgericht deckt aktuelle Filme ab. Zahlreiche Kneipen in der Loßburger und der Straßburger Straße, am Marktplatz und am Stadtbahnhof sorgen abends für Kurzweil. Beliebt ist die Freudenstädter Kneipennacht. Eine Diskothek befindet sich außerhalb des Zentrums in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Die Umzüge der Narrenzunft Freudenstadt, vor allem der Große Fasnetsumzug, der am Tag nach dem Fackelumzug stattfindet, lockt tausende Hästräger und Zuschauer in die Stadt. Im März und Oktober veranstaltet der ZAEN (Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin) den ZAEN-Kongress im Kongresszentrum. Die Veranstaltung ist mit ihren Seminaren ein Forum zur Weiterbildung und zum Erfahrungsaustausch. In der Stadtkirche findet traditionell Ende April bis Anfang Mai das Eröffnungskonzert des Schwarzwald-Musikfestivals statt. Die Veranstaltungsserie dauert bis in den August und ist darüber hinaus in Stadtteilen zu Gast.
Anfang Juli verwandelt an einem Wochenende das Stadtfest den gesamten Marktplatz in den Schauplatz eines Volksfests, das am Samstagabend in einem großen Feuerwerk gipfelt. Seit 2002 unterhalten Mitte Juli örtliche Vereine beim Fontänenzauber am Unteren Marktplatz das Publikum musikalisch und artistisch vor der Kulisse der Freudenstädter Fontänen. Das üblicherweise mehrtägige Afrikafest findet gewöhnlich in der letzten Juliwoche auf dem Oberen Marktplatz statt. Die Darbietungen reichen von Tanz- und Musikvorführungen über Artistik, Kino, Ballspiele, Workshops, Ausstellungen und Basare bis zu Gottesdiensten.
Größter Beliebtheit erfreut sich im Juli und August das Freudenstädter Sommertheater, eine jährlich wechselnde Open-Air-Aufführung durch ortsansässige Amateurschauspieler. Das Publikum folgt den Akteuren dabei zu verschiedenen natürlichen Bühnen im Stadtgebiet. Für Tennisfans sind die Black Forest Open eine feste Größe im ATP-Kalender. Das Challenger-Turnier findet seit 1996 Ende August parallel zu den US Open statt. Spieler wie Magnus Norman, Gustavo Kuerten und Marat Safin kämpften bereits am Schierenberg um Weltranglistenpunkte.
Von Frühjahr bis Herbst finden auf dem Marktplatz wechselnde Veranstaltungen statt. Am ersten Oktoberwochenende findet auf dem Oberen Marktplatz der Kunsthandwerkermarkt des Handels- und Gewerbevereins Freudenstadt (HGV) parallel zu einem verkaufsoffenen Sonntag statt. Den Jahresausklang besiegelt der Ende November beginnende zehntägige Freudenstädter Weihnachtsmarkt des HGV. Zahlreiche Handwerkslädchen und Einzelhändler bieten in einem Dorf aus rund 100 Hütten ihre Waren an. Der Auftritt der Turmbläser auf dem Rathausturm zählt zu den Höhepunkten des Marktes.
Auf den Dienstleistungssektor entfielen 2006 54,2 % der Wertschöpfung, auf das produzierende Gewerbe 45,0 %. Die Landwirtschaft spielte mit 0,8 % nur eine kleine Rolle. Die Stadt bindet in der Region Nordschwarzwald überdurchschnittlich viel Kaufkraft. 2005 betrugen die Gesamteinnahmen je Einwohner 25.785 Euro, die ungebundenen Einnahmen beliefen sich auf 16.730 Euro, 4 % über dem Landesschnitt. Die Stadt wies 2007 einen Einpendlerüberschuss von 1.653 auf. In Freudenstadt gab es 1993 205 Ladengeschäfte. 2007 standen im Stadtgebiet 2.832 Gästebetten zur Verfügung. Die Anzahl der Übernachtungen betrug 339.292.[45]
Das verarbeitende Gewerbe ist zum größten Teil in den Industriegebieten angesiedelt. Erwähnenswert sind insbesondere die Gebr. Schmid GmbH + Co. (Photovoltaik, Leiterplatten, Flachbildschirme), die Robert Bürkle GmbH (Maschinen zur Oberflächenveredlung), die Firma Georg Oest Mineralölwerk GmbH & Co. KG (Mineralölwerk, Tankstellen, Maschinenbau) sowie die Hermann Wein GmbH & Co. KG (Schwarzwälder Schinken). Auch die Kreissparkasse Freudenstadt zählt zu den größten Arbeitgebern. Der ehemals größte Arbeitgeber der Stadt, die Schlott Gruppe AG (Druckerzeugnisse), musste 2011 Insolvenz anmelden. Der Freudenstädter Betrieb wurde stillgelegt und fast alle Mitarbeiter entlassen.
Durch das Stadtgebiet führen die Bundesstraßen 28 (Kehl–Ulm), 294 (Bretten–Gundelfingen), 462 (Rastatt–Rottweil) und 500 (Baden-Baden–Waldshut). Die zentrale Lage im Schwarzwald und das Zusammentreffen von vier Bundesstraßen ergeben ein hohes Verkehrsaufkommen, so dass seit vielen Jahren an der Lösung der Problematik gearbeitet wird.
Nach dem endgültigen Scheitern der Pläne für die Schwarzwaldautobahn A 84 Anfang der 1980er Jahre mussten andere Lösungen projektiert werden, die nun allmählich in die Umsetzungsphase gelangen. Dazu gehört der vierspurige Ausbau der B 28 in der Kernstadt mit dem Baubeginn Ende 2008 sowie eine Unterfahrung der Innenstadt in einem V-förmigen Tunnel (vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan).
Im Jahr 1879 erhielt die Stadt durch den Bau der von Stuttgart über Herrenberg und Eutingen im Gäu nach Freudenstadt führenden Gäubahn Anschluss an den Eisenbahnverkehr. Da deren Weiterführung ins Tal der Kinzig damals bereits geplant war (und als Teil der Kinzigtalbahn 1886 ausgeführt wurde), wurde der Hauptbahnhof im Südosten der Stadt, relativ weit vom Zentrum entfernt, errichtet. 1901 wurde der württembergische Teil der Murgtalbahn nach Klosterreichenbach gebaut. Dabei entstand der 60 Meter höher gelegene Stadtbahnhof nördlich des Zentrums, ein Einheitsbahnhof von Typ IIIb.[46] Eine durchgehende Verbindung nach Rastatt (Baden) wurde 1928 eingerichtet. Somit ist Freudenstadt Ausgangspunkt dreier Bahnstrecken.
Die Murgtalbahn stellt die Verbindung nach Karlsruhe her und wird durch die Karlsruher Stadtbahn betrieben. Die Linien S41 und S31 der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) verbinden Freudenstadt über Rastatt mit Karlsruhe. Dabei fährt die S41 als Straßenbahn stündlich bis in die Karlsruher Innenstadt und die Eilzug-Linie S31 zweistündlich bis zum Karlsruher Hauptbahnhof. Die Haltestellen innerhalb Freudenstadts sind der Hauptbahnhof, die Haltestelle Schulzentrum-Panoramabad, der Stadtbahnhof und der Haltepunkt Industriegebiet. Alle Freudenstädter Haltepunkte werden tagsüber im Halbstundentakt von Stadtbahnen bedient. Die S41 verkehrt hierbei – für den ländlichen Raum ungewöhnlich – bis in die frühen Morgenstunden.
Eutingen und Stuttgart werden über die Gäubahn angefahren. Es besteht ein Zugangebot im Stundentakt mit Verdichtungen im Schülerverkehr. Seit 2006 fährt die von Karlsruhe kommende S41 alle zwei Stunden über Freudenstadt bis nach Eutingen, wo Anschluss an den RegionalExpress (RE) Stuttgart–Singen besteht. Dazwischen gibt es mit dem RE Stuttgart–Freudenstadt eine Direktverbindung in die Landeshauptstadt Stuttgart. Wie auf der Murgtalbahn fährt die S41 auf der Gäubahn bis frühmorgens.
Die Verbindung nach Offenburg erfolgt über die Kinzigtalbahn. Es verkehren Züge der Ortenau-S-Bahn (OSB), die Freudenstadt stündlich über Alpirsbach, Schiltach und Hausach mit Offenburg verbinden. An Wochenenden fahren einige Züge bis Straßburg.
Fernverkehr gibt es in Freudenstadt seit der Jahrtausendwende nicht mehr. In Hausach, Horb, Karlsruhe, Offenburg und Rastatt bestehen Umsteigemöglichkeiten auf Intercity (IC) oder Intercity-Express (ICE).
Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) mit über 40 Buslinien ist zusammen mit dem unmittelbar angrenzenden Stadtbahnhof mit den Stadtbahnlinien S31 und S41 einer der Hauptverkehrsknoten im Schwarzwald. Stadtbusse fahren Ziele in der Kernstadt an. Die meisten Gemeinden im Landkreis sind umsteigefrei oder über den Knoten Horb zu erreichen. Ebenso werden touristische Ziele, wie der Mummelsee und der Schliffkopf angefahren und es gibt jahreszeitabhängige Angebote wie Skibusse. Öffentliche Verkehrsverbindungen zu Städten in den Nachbarlandkreisen, wie nach Oberndorf, Wolfach, Altensteig oder Dornhahn bestehen, doch haben viele Buslinien, insbesondere in kleinere Gemeinden, keinen dichten Fahrplan. In den Nächten auf Samstage und Sonn- und Feiertage steht das Nachtbus-Angebot Nachtexpress zur Verfügung, das den nächtlichen Schienenverkehr ergänzt.
Im gesamten Landkreis gelten der Verbundtarif der Verkehrs-Gemeinschaft Landkreis Freudenstadt (VGF) und das Ticket-Angebot RegioX des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV). Auf der Kinzigtalbahn hat zudem der Europass der OSB Gültigkeit.
Als regionale Tageszeitungen berichten sowohl der Schwarzwälder Bote als auch die Neckar Chronik der Südwest Presse über das Geschehen vor Ort. Kostenfreie Wochenzeitungen sind der WOM der Schwarzwälder-Bote-Mediengesellschaft sowie der Anzeiger. Der werbefreie Radiosender Freies Radio Freudenstadt (FRF) und der Sender Energy Stuttgart versorgen die Bevölkerung ebenfalls mit Lokalnachrichten.
Das Hotel Palmenwald sowie verschiedene Objekte wie das Rathaus sind Drehorte der ARD-Fernsehserie Der Schwarzwaldhof, die seit 2008 ausgestrahlt wird.[47]
Die Internet-Breitbandversorgung wird unter anderem von der Deutschen Telekom gewährleistet, die ein VDSL-Netz für besonders schnelle Datenübertragung betreibt. Weitere Telekommunikationsanbieter mit eigenen Netzen sind Arcor, Hansenet und Kabel BW. Gleichwohl ist eine vollständige Versorgung nicht überall gewährleistet. Einige Stadtteile sind noch unzureichend versorgt. Die Mobilfunkversorgung im GSM-Band wird von allen vier deutschen Netzbetreibern weitgehend gewährleistet. T-Mobile, Vodafone und Telefónica O2 versorgen die Innenstadt zusätzlich mit UMTS.
Freudenstadt verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Rottweil und zum OLG-Bezirk Stuttgart gehört. Ferner gibt es ein Notariat und ein Finanzamt. Die Stadt ist Sitz des Landratsamts des gleichnamigen Landkreises und beherbergt den Großteil seiner Verwaltungsbehörden.
Die Stadt ist Sitz des Kirchenbezirks Freudenstadt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Der evangelische Schuldekan für die Kirchenbezirke Freudenstadt und Sulz am Neckar hat seinen Dienstsitz in Freudenstadt, das römisch-katholische Dekanat Freudenstadt jedoch in Horb am Neckar. Die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald unterhält eine Geschäftsstelle im Industriegebiet Freudenstadt-Wittlensweiler.
Die Schulen in Trägerschaft der Stadt sind zum einen das Kepler-Gymnasium und die Kepler-Hauptschule, die beide in einem Gebäudekomplex nördlich des Zentrums und unweit der Sportanlagen untergebracht sind. Südöstlich, in Richtung des Hauptbahnhofes, liegt die Falken-Realschule. Unweit davon entfernt steht die Hartranft-Grundschule, eine offene Ganztagsschule mit einer Außenstelle im Stadtteil Kniebis. Die Theodor-Gerhard-Grundschule als zweite Grundschule der Kernstadt befindet sich gegenüber den oben genannten Keplerschulen. In sie ist die Werkrealschule integriert. Die Stadtteile Dietersweiler und Wittlensweiler haben jeweils eine eigene Grundschule.
Zu den Schulen in Trägerschaft des Landkreises Freudenstadt zählen die Eduard-Spranger-Schule, eine kaufmännische Schule mit wirtschaftswissenschaftlichem Gymnasium, die Heinrich-Schickhardt-Schule als gewerblich-technische Schule mit technischem Gymnasium sowie die Luise-Büchner-Schule als hauswirtschaftliche Schule mit ernährungswissenschaftlichem Gymnasium. Alle drei Schulen sind in einem Gebäudekomplex im Nordosten des Zentrums nahe dem Hauptfriedhof untergebracht und verfügen über eine eigene S-Bahn-Haltestelle. Die Christophorus-Schule, eine Förderschule, liegt nördlich nahe dem Bauhof.
Die untere Schulaufsichtsbehörde für die Grund-, Haupt-, (Werk-)Real- und Sonderschulen in Freudenstadt ist seit dem 1. Januar 2009 das Staatliche Schulamt Rastatt.[48] Die Gymnasien Freudenstadts unterstehen zunächst dem Regierungspräsidium Karlsruhe.
In Freudenstadt sind mit der nordwestlich gelegenen evangelischen Berufsfachschule für Kinderpflege Oberlinhaus und der freien Waldorfschule unweit des Hauptbahnhofes zwei Privatschulen ansässig.
In der Stadt gibt es zudem ein Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grund-, Werkreal- und Hauptschulen). Das Eduard-von-Hallberger-Institut bietet angehenden ausländischen Studenten deutschsprachiger Hochschulen Sprach- und Studienvorbereitungskurse. Außerdem ist Freudenstadt Sitz des Hochschulinstitutes für Psychologie und Seelsorge (IPS) der Gustav-Siewerth-Akademie. Am Europäischen Theologischen Seminar (ETS) im Stadtteil Kniebis kann Theologie studiert werden.
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Die Freude ist das Stammwort zu froh. Sie ist eine Beglückung, eine helle oder heitere Stimmung, ein Frohgefühl. In der Freude fühlt man sich wohl, es sind im Augenblick alle seelischen Bedürfnisse erfüllt.
Freude ist eine spontane, innere, emotionale Reaktion auf eine angenehme Situation, eine Person oder Erinnerung. Sie kann sehr verschiedene Formen und Stärken von angenehmen Gefühlen annehmen. Sie kann sich nach außen auf der ganzen Skala zwischen einem Lächeln und einem Freudenschrei äußern.
Solche Emotionen sind als psychische Reaktionen zunächst spontan und für sich selbst gesehen weder gut noch schlecht. Eine wertende Komponente kommt ihnen erst zu, wenn sie in negativem oder positivem Verhältnis zur geltenden Moral stehen (Beispiele: Schadenfreude bzw. Siegesfreude).
Inhaltsverzeichnis |
Im Buddhismus, aber auch in zahlreichen anderen östlichen religiösen und meditativen Systemen wird angenommen, dass ein seelischer Zustand der Freude und Ausgeglichenheit durch Selbsterkenntnis und „achtsame“ und „rechte Lebensweise“ gefördert werden kann.
Für den griechischen Philosophen Epikur ist Freude (je nach Übersetzung auch „Lust“) ein zentrales Ziel des menschlichen Lebens. Die Idee vom Leben im Hier und Jetzt und das Erleben von Freude während einer Tätigkeit, die der Selbstverwirklichung entspricht, kommt auch im berühmten Ausspruch des Konfuzius zur Geltung: „Der Weg ist das Ziel.“
Die Bibel stellt die Freude an Gott als eine Quelle der Kraft dar („Die Freude am Herrn ist eure Kraft“), die es ermöglicht, auch in unerfreulichen Situationen sein inneres Gleichgewicht zu erhalten. Sie zählt die Freude zur Frucht des Heiligen Geistes. Der Dienst am Nächsten kann auch dem Dienenden Freude bereiten.
Für Friedrich Schiller ist Freude ein göttliches Prinzip, wie in seiner Ode an die Freude zu lesen („Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“). Es ist das Prinzip, welches alles Leben antreibt („Freude, Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr“). Außerdem wird es als natureigenes Prinzip beschrieben („Freude trinken alle Wesen an den Brüsten der Natur“).
Erich Fromm unterscheidet zwischen „Vergnügen“ als kurzzeitigem Hochgefühl und „Freude“ als dem Gefühl, das man auf dem Weg hin zur menschlichen Selbstverwirklichung verspüre. Freude als Lebensprinzip steht für Fromm somit im Gegensatz zu Vergnügen als Lebensprinzip (siehe auch Hedonismus), wobei letzteres nach Fromm ein Kennzeichen der Konsumgesellschaft ist.
Mitfreude ist die freudige Teilnahme an der Freude eines anderen (so wie Mitleid die Teilnahme am Leid eines anderen ist, also ein Mitgefühl). Der Begriff taucht erstmals unter kritischer Betrachtung des Mitleids bei Friedrich Nietzsche auf. Die Fähigkeit zu Mitfreude ist eine wesentliche Eigenschaft für friedliches soziales Zusammenleben, und eine Voraussetzung für Mehrfach-Beziehungen. Wo keine Mitfreude ist, sondern Missgunst und Konkurrenz, da entsteht Eifersucht. In der Subkultur der Polyamorie gibt es für die Mitfreude als Freude am Glück eines geliebten Menschen, der von einer anderen Person geliebt wird (also für „das Gegenteil von Eifersucht“), die Benennung Compersion[1].
Siehe Hauptartikel: Schadenfreude.
Schadenfreude ist Freude am Schaden oder Missgeschick, Misserfolg, Unglück eines anderen.
Die innere Freude eines Mitmenschen ist nicht ausdrücklich erkennbar, geht jedoch zumeist mit einer Entspannung der Gesichtsmuskulatur einher.
Wenn jemand seine Freude zeigt, hebt er die Mundwinkel. Guillaume-Benjamin Duchenne fand heraus, dass bei echter Freude nicht nur der Mund lächelt, sondern auch die Augenringmuskeln aktiviert werden. Letztere können nur schwerlich vom Willen kontrolliert werden, wodurch der Ausdruck rund um die Augen beim erzwungenen Lächeln fehlt.
Die Mimik der Freude ist kulturübergreifend nahezu identisch (vgl. z. B. Paul Ekman).
Hier bestehen zahlreiche Wortprägungen: Arbeitsfreude, Gaumenfreude, Freuden der Liebe, Spielfreude, Vorfreude u. a. m.
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